Inge Günthers Vertreibung der Wahrheit

Inge Günther, die für die Frankfurter Rundschau Israel schon mal eine „Lust am Krieg“ andichtete, hat – etwas spät freilich – ein neuerliches Verbrechen ausgemacht, das durch und in Israel geschah:
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„Seit rund zwei Wochen sitzt Nasser Ghawi auf der Straße. Wenn der Abend kommt, wickelt sich der palästinensische Drucker in eine Decke und schickt seine Frau und die fünf Kinder in ein billiges Hotel. Für sie ist es zu viel, auch noch die kühlen Nächte vis-avis ihrem verlorenen Zuhause zu verbringen. Dort, wo die Ghawis über Jahrzehnte hinweg gewohnt haben. Bis zu jenem Morgen am 2. August, als israelische Polizeitruppen um Fünf in der Früh die Tür aufbrachen und sie rausschmissen. Am gleichen Tag zogen jüdische Siedler ein.“

„Zweite Vertreibung“ ist der krokodilstränenreiche Beitrag überschrieben, und in ihm fehlt natürlich auch nicht der Verweis auf eine „ethnische Säuberung“, die in Jerusalem stattfinde. „Israel beansprucht Land im arabischen Ost-Jerusalem und setzt palästinensische Flüchtlinge vor die Tür“, klagt die Autorin, „trotz massiver Kritik aus den USA breiten sich religiöse Siedler aus.“ Die, ganz besonders schlimm, auch noch es wagen, Kinder zu bekommen.

Vermutlich bezahlen sie aber auch Miete. Und das unterscheidet sie vom „palästinensischen Flüchtling“ Nasser Ghawi, der das Geld hat, seine Familie in ein „billiges Hotel“ zu schicken, aber nicht bereit war, die Miete zu bezahlen für die Wohnung, um deren Verlust auch Inge Günther jammert. Daß es zuletzt um simple Mietprellerei geht, das verschweigt die Autorin. Mitleid macht wohl blind – auch dafür, daß jene Nachbarn Nasser Ghawis, die ihre Miete zahlen, nicht in „billige Hotels“ umziehen mußten.

„[T]he two Arab families evicted on Sunday were evicted for failing to pay rent in violation of the terms of their tenancy agreements. The Arab families who have kept to the terms of their tenancy agreement have not been evicted.“

So steht es seit dem 6. August auf der Website des nicht ob übermäßiger Israelfreundschaft verrufenen Guardian, die Haaretz schrieb schon zwei Tage zuvor, „the eviction was ordered by a court because the Palestinian tenants violated the terms of their rental contract“, was am gleichen Tag auch die Jerusalem Post bestätigte: „At some point, they stopped paying rent“. Rund zwei Wochen später weiß Inge Günther noch immer nichts davon. Oder verschweigt sie in der Frankfurter Rundschau diese Tatsache gar ganz bewußt?

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