Evelyn Gordon: Ist der Westen noch an Israels Sicherheit interessiert?

Evelyn Gordon erklärt im Blog des Commentary Magazine, was von Bemerkungen eines Hamas-Vertreters zu halten ist, seine Bande wäre dazu bereit, Israel ein Existenzrecht zuzubilligen, was vor allem bedeutet, daß dies nicht der Fall ist. Schwerer aber wiegt, findet die in Israel lebende Journalistin, die Reaktion des Westens, den in diesem Fall David Martin Abrahams vertritt, ein britischer Unternehmer und Anhänger der im Vereinigten Königreich regierenden Labour Party. (Unbedingt empfehlenswert sind über den hier übersetzten Beitrag hinaus Evelyn Gordons Überlegungen zu den „Erfolgen“, die der bisherige „Friedensprozeß“ Israel bescherte, in der aktuellen Ausgabe des Commentary Magazine.)

Evelyn Gordon: Ist der Westen noch an Israels Sicherheit interessiert?

Ein hochrangiger Hamas-Führer hat nach Berichten gestern einem britischen Unterhändler erklärt, die Hamas sei bereit, ihre Charta zu verändern, die die Vernichtung Israels fordert, und Israels Existenzrecht anzuerkennen. Ein Durchbruch? Leider nicht. Doch die wirklich schlechte Nachricht ist die Antwort des Unterhändlers.

Was Aziz Dwaik, der Sprecher des palästinensischen Parlaments, David Martin Abrahams, der zu den größten Spendern der Labour Party zählt, sagte, muß Aufmerksamkeit erregen. Gerade im vergangenen Monat hat Ismail Haniyeh, der Ministerpräsident der Hamas, vor Demonstranten in Gaza erklärt, „unser Ziel ist Palästina, ganz Palästina“ – und das schließt im Sprachgebrauch der Palästinenser ganz Israel mit ein. Hat Dwaik also unautorisiert gesprochen oder hat sich die Haltung der Hamas seit Dezember radikal geändert?

Keines von beiden, wie der Bericht in der Jerusalem Post deutlich macht: Dwaik erklärte, er habe lediglich die Unterstützung der Hamas für einen palästinensischen Staat in den Grenzen vor 1967 wiederholt. Er hat nur vergessen zu erwähnen, daß diese Unterstützung stets an zwei Bedingungen geknüpft ist: Erstens soll Israel zustimmen, Millionen Nachfahren palästinensischer Flüchtlinge aufzunehmen, wodurch der jüdische Staat auf demographischem Weg ausgelöscht würde; und zweitens würde mit Israel kein Friedensabkommen vereinbart, sondern ein langfristiger Waffenstillstand – scheitert die demographischee Auslöschung, behält die Hamas sich das Recht vor, Israel mit Waffengewalt auszuradieren.

Es muß nicht betont werden, daß das Abrahams völlig gleichgültig ist, der sich am Wochenende mit dem britischen Außenminister David Miliband treffen und ihn über seine Unterredung informieren wird. Er erklärte, er werde Miliband dazu auffordern, „die Folgen des positiven Vorschlags der Hamas zu überdenken“. Er sei „sehr erfreut“ über diese Erleichterung eines Dialogs zwischen der Hamas und der internationalen Gemeinschaft. „Ich bin bereit, ihnen [der Hamas] eine Chance zu geben, weil ich Dwaik und Haniyeh glaube und vertraue“, schwärmte er. „Wir können es nicht hinnehmen, daß 1.5 Millionen im Gaza-Streifen zurückbleiben, während die Mehrheit von ihnen gut oder besser ausgebildet ist.“

Dialog mit der Europäischen Union ist, wie Dwaik zugibt, genau das, was die Hamas wünscht. So lange jedenfalls, wie er mit ein paar Phrasen erreicht werden kann, die nützliche Idioten wie Abrahams bewußt als moderate Zeichen mißverstehen, und niemand verlangt, keine Raketen mehr auf Israel abzufeuern oder Israels Zerstörung auf anderem Weg anzustreben. Es ist in der Tat schwierig, eine andere Erklärung als vorsätzliche Dummheit dafür zu finden, daß Abrahams „Vertrauen“ in Haniyeh hat und so bereitwillig unterstellt, daß Haniyeh log, als er öffentlich „ganz Palästina“ als sein Ziel proklamierte. Oder dafür, daß er „gutausgebildet“ als Synonym für „gut“ ansieht, wo doch die meisten Anführer terroristischer Organisationen sogar sehr gut ausgebildet sind; man denke an den Physiker Mahmoud al-Zahar von der Hamas oder an Ayman al-Zawahiri von Al-Kaida.

Doch wirklich erschreckend war seine Zusammenfassung. „Die Hamas ist nicht Al-Kaida“, beteuerte Abrahams, „die Hamas ist keine Gefahr für westliche Interessen.“

Doch selbst Abrahams würde wahrscheinlich einräumen, daß die Hamas gegenwärtig eine Bedrohung für Israel darstellt. Wenn die Hamas aber keine Gefahr ist für die Interessen des Westens, dann ist Israels Sicherheit offenkundig nicht im Interesse des Westens.

Viele Europäer mögen so denken, doch öffentliche Äußerungen mit dieser Deutlichkeit gab es bisher kaum. Daß nun ein einflußreiches (und, selbstverständlich, jüdisches) Mitglied der Regierungspartei Großbritanniens es offen ausspricht, stellt eine Entwicklung dar, die die Unterstützer Israels nachts aufschrecken lassen muß.

3 Comments

  1. Danke für die Übersetzung! Die Welt titelt unterdessen: „Hamas will Israels Existenzrecht anerkennen“

    Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, die neuste Ausgabe von Commentary zu lesen

  2. … und Maan News liefert das Dementi:

    „Palestinian Legislative Council speaker Aziz Dweik on Thursday denied reports by Israeli news outlets that he said on Wednesday Israel has a right to exist.

    ‚The media reports in question were inaccurate,‘ he said in a statement, adding that since his release from an Israeli prison last year, Israeli news outlets have repeatedly misrepresented his views.“

    Mal schauen, ob der Welt-Artikel dennoch Karriere machen wird bei den „Israelkritikern“, die das „will anerkennen“ bestimmt in „hat anerkannt“ übersetzen werden, um dann Israel für fehlendes Entgegenkommen zu tadeln …

Comments are closed.