Wem „die Politik Israels vom ersten Tag der Existenz dieses Staates [..] missfällt“, handelt wohl durchaus folgerichtig, gibt er seinen israelischen Paß ab und nimmt die deutsche Staatsbürgerschaft an. Solche jüdischen „Israelkritiker“ können im Land der Bewährungshelfer eigentlich nur Karriere machen, wo ihnen mit wissenschaftlich unsauberer Arbeit sogar noch kleine Wunder gelingen:
„Schließlich hat Prof. Dr. Horst Möller vom Institut für Zeitgeschichte (IfZ), der auch Professor an der LMU ist, die Dissertation von Amar-Dahl angenommen, Zweitgutachter war Prof. Dr. Moshe Zuckermann von der Tel Aviv University. [..]
Bei Möller, der am äußersten rechten Rand des Konservatismus beheimatet ist (er redet u.a. vom ‚roten Holocaust‘) und für seine Laudatio auf den revisionistischen Historiker Ernst Nolte im Jahr 2000 selbst von dem Historiker Heinrich August Winkler zum Rücktritt als Leiter des Instituts für Zeitgeschichte aufgefordert wurde, ist Amar-Dahl sicher gut aufgehoben.
Interessant ist, dass am Punkt Israelbashing ein deutscher nicht-jüdischer Akademiker des nationalapologetischen, hardcore antikommunistischen Spektrums mit einem israelischen, antizionistischen und ‚linken‘ Agitator wie Moshe Zuckermann kooperiert.“
Tamar Amar-Dahls Karriere in Deutschland, die freundliche Aufnahme, die sie mit Äußerungen genießt, in denen sie Israel etwa vorwirft, „entrechtete Palästinenser“ in Gaza auszuhungern, obgleich doch eine steigende und höhere Lebenserwartung als in den arabischen Nachbarstaaten wie auch eine hohe Zahl Übergewichtiger die These nicht erst seit gestern widerlegen, wäre gewiß ein Thema, mit dessen Bearbeitung das Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) seinen ruinierten Ruf aufbessern könnte.
Doch nicht das scheint Stefanie Schüler-Springorum, die im nächsten Jahr die Leitung des ZfA übernehmen soll, im Sinn zu haben, wenn sie Anfang Dezember als Direktorin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg gemeinsam mit Tamar Amar-Dahl beim Jüdischen Salon am Grindel e.V. deren Arbeit über Shimon Peres, den Präsidenten Israels, vorstellt. Mehr als berechtigt sind daher die Fragen, die der Politikwissenschaftler Clemens Heni stellt:
„Wusste die Leitung des Instituts für die Geschichte der Deutschen Juden nicht, wer Tamar Amar-Dahl ist, wie unwissenschaftlich sie arbeitet und was für Thesen sie vertritt?
Wusste die Leiterin dieses Instituts nicht, dass ihr Kollege Brenner in München sich von seiner Promovendin Amar-Dahl mehrere Jahre vor Einreichung der Dissertation trennte?
Wieso bezahlt die Humboldt-Universität eine anti-israelische Akademikerin?
Der Fall Tamar Amar-Dahl zeigt die Salonfähigkeit des Antizionismus – Wird er zur Gretchenfrage der neuen Leitung am Zentrum für Antisemitismusforschung?“
Schon vor der Amtsübernahme in Berlin läßt Stefanie Schüler-Springorum, scheint’s, keine Gelegenheit aus, sich als wahrlich würdige Nachfolgerin Wolfgang Benz‘ zu beweisen. Der konntewollte zuletzt ein antisemitisches Plakat, vor das man ihn gestellt hatte, nicht als solches erkennen.