Während Vertreter jenes „Apartheidstaats“, dessen „rassistischer Außenminister“ Avigdor Lieberman gerade einen arabischen Berater einstellte, erklären, die Welt sei in Genf Augenzeuge geworden einer Wiederkehr Adolf Hitlers, der sich diesmal der persischen Sprache bediene, sind französische und österreichische Offizielle noch ganz begeistert vom Auftritt des Mahmoud Ahmadinejad.
Die einen sehen Durban II seit dem Spektakel vom Montag tatsächlich auf dem „richtigen Weg“, die schelten jene, die, wenngleich wie Deutschland günstigstenfalls halbherzig, den Auftritt des neuen Führers aus guten Gründen verpaßten. Schützenhilfe bekommen diese von allen guten Geistern Verlassenen von nicht weniger dem Irrsinn verfallenen Schreiberlingen wie etwa Andrea Nüsse, die schon als Verehrerin der iranischen Demokratie sich hervortat:
„[Der Boykott der Anti-Rassismuskonferenz ist ein] Affront gegen jene Länder, deren Bevölkerungen von Diskriminierung und Rassismus weltweit unmittelbarer betroffen sind als Bürger westlicher Industrienationen. Und die daher der Konferenz wohl mehr Bedeutung beimessen als der Westen: afrikanische und andere Entwicklungsländer.“
Dagegen war der Auftritt des iranischen Präsidenten, der Genf unterdessen schon wieder verlassen hat, gerade für „afrikanische und andere Entwicklungsländer“ wahrscheinlich kein Affront, ihre Abgesandten bedachten des Führers großartigen Auftritt denn auch mit reichlich Applaus. Er hatte die Verhältnisse in ihren jeweiligen Staaten ja auch gar nicht thematisiert. Völlig richtig aber gemacht hat es, meint Andrea Nüsse, Frankreich.
„Paris nimmt teil, wird aber den Saal verlassen, falls Ahmadinejad zu einer seiner Hasstiraden ausholen sollte.“ Worauf dieser prompt durch gemäßigtere Töne auffiel und spontan seine in Genf versammelten Kritiker an einen Runden Tisch bat. Dieser Einladung konnte allerdings niemand folgen, weil sie mit den Vereinten Nationen nicht abgesprochen war, die – welch verpaßte Chance – schon eine „große Zahl“ potentieller Gesprächspartner hinausgeworfen hatte.
Es lief also wirklich einiges schief. Da kam, nur die allerbesten Absichten hegend, Mahmoud Ahmadinejad nach Genf, doch schon vor der Ankunft dieses großartigen Führers im Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus wurde er dämonisiert, ihm böswillig aus dem Weg gegangen und dann auch noch die zweifellos alle Menschheitsprobleme lösende Aussprache durch organisatorisches Chaoswidrige Umstände verhindert. Niemand dachte an die Afrikaner und die anderen Entwicklungsländer!
Welche Schande.
Österreich und Frankreich aber sollen noch nicht aufgeben. Nach unbestätigten Gerüchten denken sie darüber nach, Andrea Nüsse eine alternative Durban III-Konferenz in Teheran organisieren zu lassen.
Den Kommentar von Nüsse hatte ich auch auf der Liste. Selten so einen Schwachsinn gelesen, und das will was heißen!