Wolfgang Gehrcke: Eines „Linken“ Schwierigkeiten mit der Sympathie

Wolfgang Gehrcke, der außenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Partei Die Linke, hat ein Problem mit der Presse.

„Im Tagesspiegel mußte ich soeben lesen, ich sei Fan der islamistischen Organisationen Hamas und Hisbollah. Das ist ein solcher Unsinn, daß ich die Redaktion deswegen verklagen werde.“

Nun wissen wir nicht, ob Wolfgang Gehrcke ahnt, was ein Gastkommentar ist, wenn er im gleichen Interview allerdings Tränen um einen „Hamas-Funktionär“ vergießt, für dessen verfrühtes Ableben er Israel verantwortlich macht und „kritisieren“ will, drängt sich doch die Frage auf, weshalb er ausgerechnet um Mahmoud al-Mabhouh weint.

Der „Hamas-Funktionär“ gilt als Mitgründer der Izz ad-Din al-Qassam Brigades der Hamas, die gemeinhin als „bewaffneter Arm“ der ansonsten dennoch wenig friedlichen Terroristenbande gelten. Er war beteiligt an der Entführung und Ermordung zweier israelischer Soldaten. Als er getötet wurde, war Mahmoud al-Mabhouh unterwegs, um Waffen für die Hamas zu beschaffen.

Wer immer diesen „Hamas-Funktionär“ neutralisierte, tötete keinen Unschuldigen. Er vermied zudem jeglichen Kollateralschaden und sorgte dafür, daß der Waffennachschub jener Hamas wenigstens gestört wurde, die vor gut einem Monat ausdrücklich erklärte, sich nicht für von ihr ermordete israelische Zivilisten entschuldigen zu wollen. Mahmoud al-Mabhouh gehörte zu einem noch „radikaleren“ Teil der Hamas.

Wolfgang Gehrcke behauptet, „ich lehne Gewalt grundsätzlich ab“. Diese Haltung erklärte möglicherweise eine Ablehnung der zur Ausschaltung Mahmoud al-Mabhouhs gebrauchten Gewalt, nicht jedoch eine grundsätzliche Kritik an der Unschädlichmachung eines Terroristen und Mörders, der gerade wieder Mordwerkzeug, das eingesetzt werden sollte, organisierte.

Doch genau darum geht es Wolfgang Gehrcke, wenn er Israel für „den jüngsten Mord an einem Hamas-Funktionär kritisieren“ will. Er beklagt, daß es nun einen Terroristen weniger gibt, der nicht vom Judenmord lassen wollte. Dabei ist der „Mord“ an Mahmoud al-Mabhouh gerade dann eben kein Mord, sollte Israel für dessen Ausschaltung verantwortlich sein.

Wolfgang Gehrcke, der eine Zeitung wegen „Unsinns“ verklagen „wird“, unterstellt als außenpolitischer Sprecher seiner Bundestagsfraktion Israel einen Mord, obgleich er dafür nicht den geringsten Beweis hat. Sollte Israel die Partei Die Linke nun vielleicht verklagen, weil Wolfgang Gehrcke offenkundigen Unsinn verbreitet?

Was verrät aber darüber hinaus das Wehklagen Wolfgang Gehrckes angesichts dieses „Mordes“ über dessen Verhältnis zur Hamas und deren Izz ad-Din al-Qassam Brigades? „[L]etztlich wird“, meint der außenpolitische Sprecher, „durch solche Aktionen nicht nur die Zivilgesellschaft in Israel selbst geschwächt, sondern auch das internationale Renommee des Landes.“

Das muß Dialektik sein: Hätte Mahmoud al-Mabhouh seine Mission erfolgreich beenden können, wäre dadurch offenbar nicht nur die Zivilgesellschaft in Israel gestärkt worden. Hätten die Izz ad-Din al-Qassam Brigades die für sie besorgten Waffen später eingesetzt, so wäre dadurch zusätzlich noch das internationale Renommee Israels gestiegen, lehnte es dann wie Wolfgang Gehrcke Gewalt grundsätzlich ab und ginge folgerichtig unter.

Denn um nichts anderes geht es der Hamas: die Auslöschung Israels auf gewaltsamem Wege und um die Vernichtung aller Juden. Folgte Israel Wolfgang Gehrckes gewiß konstruktiver „Kritik“, wäre dem jüdischen Staat sein Applaus sicher. Vernehmen könnten Wolfgang Gehrckes Jubel freilich nur die dann siegreichen Terroristen. Sie könnten ihn als Sympathiebekundung mißverstehen.

Bis es soweit ist, könnten freilich auch andere Wolfgang Gehrcke ‚mißverstehen‘.