Gastkommentar: „Mächtiger Rebbe“ bei SPON gesichtet

Rabbi Ovadia Jossef, das spirituelle Oberhaupt der Shas-Partei – 2009 erhielt sie rund 8.5 Prozent der Stimmen -, ist bekannt für manch gestrenges Urteil. Das weltlich ausgerichtete Schulsystem Israels beispielsweise sei, so der 1920 in Bagdad Geborene, von „Narren, die sich wie Tiere benehmen“ erdacht worden.

Nun hat Rabbi Ovadia Josef mit der ihm eigenen Offenheit Feinden Israels eine göttliche Strafe gewünscht.

Und während etwa SPIEGEL online es nicht meldenswert findet, trauert der „Palästinenserpräsident“ Abu Mazen öffentlich um einen verstorbenen Drahtzieher eines terroristischen Mordanschlags auf israelische Sportler – was nicht folgenlos bleibt -, hat das Portal in Ovadia Jossef nun einen Weisen von Zion„mächtigen Rabbi“ entdeckt.

Ein Gastkommentar von G.L.

„Mächtiger Rebbe“ bei SPON gesichtet

Spiegel online – immer für eine anti-semitische „israelkritische“ Überraschung gut – hat den Menschenzoo des deutschen moralischen Herrenmenschentums gemeinen Bildungsbürgers und Meinungsmachers um eine ganz besondere Attraktion bereichert: den „mächtigen Rabbi“.

Von dem weiß eine echt spiegelmäßige Überschrift, er habe „allen Palästinensern die ‚Pest‘ (ge)wünscht.

Wahrscheinlich hat man weder Kosten noch Mühen gescheut, um an diese Sensation zu kommen, und Ulrike Putz kann sich endlich was Warmes zum Anziehen kaufen, denn die Winter in Jerusalem sind ja bekanntlich recht kühl.

Aber es gibt auch einen Wermutstropfen. Mit ihrer ungemein typischen Überschrift hat die SPON-Journaille erneut die Chance vertan, echt anti-semitische pardon: echt deutsche Chuzpah zu zeigen.

Hätten sie bei SPON statt vom „mächtigen Rabbi“ von einem mächtigen Hexenmeister geschrieben, wäre mit dieser Formulierung die Vorstellung, die man sich im Haus an der Brandstwiete von den Juden im allgemeinen und vom Rabbiner im besonderen macht, bestimmt viel genauer getroffen gewesen.

Übrigens halte ich es für ein Gerücht, dass Greta Berlin und unsere liebe Edith schon mal ihre Aliberts nach abgelaufenen Ohrentropfen und sonstigen unnützen Kinkerlitzchen durchwühlen – falls von ihren geliebten Mördern und Terroristen Verzweifelungstätern der eine oder die andere tatsächlich krank zu werden droht.

Gemeint ist mit dieser SPON-Überschrift, die danach schreit, noch mehr Tarrantino- oder Disney-Filme – oder besser gleich palästinensisches Kinderfernsehen – zu gucken, bis der Unterschied zwischen Dichtung und Wahrheit obsolet zu werden beginnt, weil sich die Großhirnrinde auflöst, äh… gemeint ist: Rev Ovadia Yosef, der geistige Vordenker der Shas-Partei.

Über dessen „Mächtigkeit“ gibt das Ergebnis der letzten Knesset-Wahl sehr genau Auskunft: 8,5%. Aber was die deutsche Journaille sich niemals vorwerfen lässt, ist ein funktionierender Bezug zur Wirklichkeit.

Mithin hat der „mächtige Rabbi“ deutlich weniger Macht als die „Grünen“ oder die „Links“-Partei im Deutschen Bundestag, zu dem man trotz der Einstimmigkeit seiner Beschlüsse, wenn es um „die Juden“ Israel geht, doch noch nicht wieder Krull-Oper sagen darf.

Aber keine Sorge, liebe Märchenonkel und -tanten von SPON et al.: Angesichts der gegenwärtigen Entwicklung kann’s nicht mehr lange dauern, und Sie können endlich wieder auch ganz ernsthaft von der zionistischen Weltverschwörung schreiben. Die alten Manuskripte von Horst Mahnke und Augsteins anderen dicken Freunden liegen bestimmt sicher im Nationalarchiv verwahrt.