Politikberatung

In der vergangenen Woche ermordeten besonders treue Anhänger Allahs in Afghanistan mehrere Afghanen und Ausländer, die in dem Land als Helfer unterwegs waren. Für das Massaker an den Ärztinnen und Ärzten übernahmen, weil derlei ihnen offenbar als große Heldentat gilt, die Taliban die Verantwortung. Die Mediziner seien „christliche Missionare“ und „Spione“ gewesen.

In der taz weint Thomas Ruttig, der als Diplomat die DDR in Kabul vertrat und heute bei der Stiftung Wissenschaft und Politik den Experten gibt, den Ermordeten keine Träne nach und entschuldigt deren islamische Mörder, die wohl nicht auch nur Opfer sind, sondern tatsächlich die eigentlichen Opfer:

„Die zehn am Donnerstag ermordeten afghanischen und ausländischen Entwicklungshelfer sind der zugespitzten Kriegslogik in Afghanistan zum Opfer gefallen. [..] Der Westen ist an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig.“

Und zwar deshalb:

„Unter US-Präsident George W. Bush offiziell und auf der persönlichen Ebene bis heute wird die eigene Mission (schon der Begriff!) in Afghanistan von manchem in einem religiösen Kontext gesehen.“

„Schon der Begriff!“ – damit macht man in Deutschland Politikberater-Karriere.

Angesichts solcher Beratung verwundert nicht, daß Jürgen Trittin vorschlägt, was er vorschlägt:

„‚Was am Ende des Prozesses bestenfalls stehen wird, ist ein Kompromiss und eine Machtteilung mit jenen Kräften, von denen ein früherer US-Präsident mal gesagt hat, sie seien das Böse schlechthin, das vernichtet werden müsse‘, sagte Trittin.“

Daß etwa „Omar und Hekmatyar [..] zwar noch immer auf der Terrorliste der Vereinten Nationen“ stehen, muß dieser Außenpolitiker zwar einräumen, „er sei sich aber ziemlich sicher, dass sie über kurz oder lang in Afghanistan an der Macht beteiligt werden müssten.“ Denn Mörder muß man nicht wegsperren, sondern mit Regierungsämtern belohnen.

George W. Bush hätte es so gewiß nicht gemacht, und daher muß es richtig sein.

Da bliebe nur die Frage, ob ein gewaltsamer Anschlag auf beispielsweise Claudia Roth in Deutschland wenigstens ein Bürgermeisteramt einbringt. Man könnte als Täter ja sich auf eine zugespitzte Krisenlogik berufen, auf die Schuld des Westens, den die mitfühlende Claudia Roth ja vertritt, und auf einen früheren US-Präsidenten, der Mord gar nicht mochte.

2 Comments

  1. wird die eigene Mission (schon der Begriff!) in Afghanistan
    Hat der das wirklich geglaubt oder hat er gezielt den englischen Begriff „mission“ nicht ganz richtig „verstanden“ und benutzt?
    Ich neige inzwischen dazu, solchen Leuten Letzteres zu unterstellen.

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