Deutsches Kontinuum

Mit einer in hebräischer und englischer Sprache vorgetragenen Botschaft in verschiedenen sozialen Netzwerken hat sich Steffen Seibert als neuer Repräsentant Berlins in Israel vorgestellt und damit eine entsprechend Meldung bestätigt, die bereits im März von der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht worden war. Steffen Seibert folgt Susanne Wasum-Rainer, die bisher die deutsche Botschaft in Tel Aviv leitete.

In seiner »Antrittsrede« betont Steffen Seibert das enge deutsch-israelische Verhältnis, das von einer nach dem »monströsen Verbrechen der Schoah« nicht eben selbstverständlichen Freundschaft geprägt sei. Als neuester Botschafter Deutschlands freue er sich nun darauf, Israel und dessen so lebendige wie vielfältige Gesellschaft kennenzulernen und im Austausch mit ihr für deutschen Positionen zu werben.

Elf Jahre lang hat Steffen Seibert als Regierungssprecher in Berlin die Politik von Kanzlerin Angela Merkel gegenüber der Öffentlichkeit vertreten. Dabei gehörte auch die Rechtfertigung vieler Entscheidungen der deutschen Regierung zu seinen Aufgaben, die das deutsch-israelische Verhältnis zunehmend belasteten. In seine Amtszeit fällt etwa die Affäre um das deutsche Abstimmungsverhalten bei den Vereinten Nationen.

Seine Beförderung zum Botschafter in Tel Aviv – das offizielle Deutschland weigert sich ja, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen – ist daher wohl auch als Signal Berlins zu verstehen, diese de facto antiisraelische Politik auch zukünftig fortsetzen zu wollen. So aufgeschlossen sich der neue Repräsentant Berlins in Israel denn auch noch gibt, er steht für eine traurige Kontinuität, nicht für einen Neuaufbruch.