Schlagwort: Steffen Seibert

Wetterbericht

Seit Tagen hält sich das von der Hamas in die Welt gesetzte Gerücht, in Gaza seien mehrere Kinder an Unterkühlung gestorben. Einer, der ihm zu Öffentlichkeit verholfen hat, Steffen Seibert, deutscher Botschafter in Israel, versucht inzwischen zurückzurudern. Ohne freilich einzugestehen, daß er eine Propagandalüge der »Palästinenser« weiterverbreitet hat, wirkt seine Erklärung, er wisse »nicht genau, was geschehen« sei, günstigenfalls halbherzig.

Anderswo wird das Gerücht derweil noch als Tatsache verkauft. In der Frankfurter Rundschau behauptet eine Maria Sterkl unter der keinerlei Zweifel erlaubenden Überschrift: »In Gaza erfrieren Kinder« tatsächlich, »mehr als 90 Prozent der Bevölkerung in Gaza [..] leben in Notbehausungen und Zelten, sind Frost und Niederschlag schutzlos ausgesetzt«. Daran mag nicht alles falsch sein, von »Frost« aber ist Gaza doch noch ein paar Grade entfernt.

Maria Sterkl, heißt es auf ihrer Autorenseite bei der hessischen Tageszeitung, »lebt und arbeitet in Jerusalem«, ungefähr 80 Kilometer von Gaza entfernt. Ganz da scheint sie gleichwohl nicht. Die Temperaturen in Gaza wie in der israelischen Hauptstadt sind aktuell zweistellig. Am Donnerstag, als Sila Al-Fasih nach Angaben aus Pallywood an »Unterkühlung« gestorben sein soll, lagen sie in Gaza bei ungefähr 17°C am Tag und etwa 10°C in der Nacht.

Der britische Guardian, der sich die Geschichte natürlich auch nicht entgehen ließ, zitiert den Vater des »erfrorenen« Kindes, nach dessen Angaben die Nachttemperatur am Dienstag bei 9°C lag. Das ist gewiß nicht besonders warm, aber eben mit Sicherheit kein »Frost«. Macht der Guardian immerhin diese Temperaturangabe, findet sich davon nichts in dem Rührstück der Maria Sterkl, die sogar »Hilfsorganisationen [..] noch mehr Kältetode« fürchten läßt.

»Denn«, formuliert sie, »Gaza geht auf den kältesten Monat dieses Winters zu«, um sogleich das F-Wort nachzuschieben. Maria Sterkl gelingt es problemlos, das ohnehin schon niedrige Niveau des Guardian noch zu unterbieten: Wie sie Temperaturen deutlich unter den gegenwärtigen suggeriert, machte sie sich in der Tat lächerlich mit konkreteren Werten. Damit allerdings ist zur Qualität dessen, was die FR ihrer Leserschaft vorzusetzen wagt, alles gesagt.

Deutsches Kontinuum

Mit einer in hebräischer und englischer Sprache vorgetragenen Botschaft in verschiedenen sozialen Netzwerken hat sich Steffen Seibert als neuer Repräsentant Berlins in Israel vorgestellt und damit eine entsprechend Meldung bestätigt, die bereits im März von der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht worden war. Steffen Seibert folgt Susanne Wasum-Rainer, die bisher die deutsche Botschaft in Tel Aviv leitete.

In seiner »Antrittsrede« betont Steffen Seibert das enge deutsch-israelische Verhältnis, das von einer nach dem »monströsen Verbrechen der Schoah« nicht eben selbstverständlichen Freundschaft geprägt sei. Als neuester Botschafter Deutschlands freue er sich nun darauf, Israel und dessen so lebendige wie vielfältige Gesellschaft kennenzulernen und im Austausch mit ihr für deutschen Positionen zu werben.

Elf Jahre lang hat Steffen Seibert als Regierungssprecher in Berlin die Politik von Kanzlerin Angela Merkel gegenüber der Öffentlichkeit vertreten. Dabei gehörte auch die Rechtfertigung vieler Entscheidungen der deutschen Regierung zu seinen Aufgaben, die das deutsch-israelische Verhältnis zunehmend belasteten. In seine Amtszeit fällt etwa die Affäre um das deutsche Abstimmungsverhalten bei den Vereinten Nationen.

Seine Beförderung zum Botschafter in Tel Aviv – das offizielle Deutschland weigert sich ja, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen – ist daher wohl auch als Signal Berlins zu verstehen, diese de facto antiisraelische Politik auch zukünftig fortsetzen zu wollen. So aufgeschlossen sich der neue Repräsentant Berlins in Israel denn auch noch gibt, er steht für eine traurige Kontinuität, nicht für einen Neuaufbruch.