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Relotia der Woche

Am Sonntag werden in den deutschen Bundesländern Brandenburg und Sachsen neue Landtage gewählt. Und da die mancherorts herbeigesehnte alternative Machtergreifung danach vermutlich noch einmal ausbleiben dürfte, stricken die Unterstützer der blauen Braunen schon kräftig an Legenden, weshalb es so kommen mußte. Besondere Kreativität zeigt dabei die Publizistin Vera Lengsfeld.

Generelles Schächtverbot in Sachsen: Blaubraune Visonen

Die einstige »Bürgerrechtlerin«, die das Ende der DDR im Exil im nichtsozialistischen Ausland erlebte, hielt es danach nicht lange bei Bündnis 90/Die Grünen aus, wechselte zur CDU, in der sie sich aber offenbar ebenfalls nicht wohlfühlte, um schließlich als Autorin einschlägig berüchtigter Postillen und Portale wie der Preußischen Allgemeinen oder Jouwatch um Deutschland zu weinen.

Am Montag nun deckte Vera Lengsfeld einen echten Skandal auf: »In Sachsen hat der Wahlbetrug bereits begonnen«. Die ehemalige Bundestagsabgeordnete berief sich dabei auf einen Artikel der Leipziger Volkszeitung, die am Samstag berichtet hatte, daß Wahlschablonen für Sehbehinderte und Blinde in Leipzig nicht zu den Wahlzetteln paßten, für die Autorin ein Beleg für »Wahlfälschung«.

Und weil allein das nicht reicht, wetterte Vera Lengsfeld auch noch gegen angesichts dieses »Skandals« versagende Medien: »Wenn es noch Medien gäbe, die ihrer Aufgabe, die Regierung zu kritisieren, nachkommen würden«, dann wäre die Landtagswahl am Sonntag längst abgesagt. Die Medienkritikerin kann oder will allerdings nicht lesen. Denn die LVZ hat ihre Hausaufgaben gemacht.

Sie hat, erstens, auf einen zweifellos bestehenden Mißstand aufmerksam gemacht, so daß sogar eine Vera Lengsfeld davon erfahren konnte. Und die Zeitung hat, zweitens, nachgefragt, ob und wie der Mißstand behoben wurde, wer für ihn verantwortlich ist. Und dabei kam heraus, daß betroffene Briefwähler erneut wählen konnten, daß die falschen Schablonen am Sonntag nicht eingesetzt werden.

In Sachsen hat also die von Vera Lengsfeld behauptete »Wahlfälschung« nicht »begonnen«, sondern es wurde und wird versucht, einen korrekten Wahlablauf sicherzustellen. Das stand auch so bereits am Sonnabend in der Leipziger Volkszeitung, doch darauf geht Vera Lengsfeld nicht ein. Sie unterschlägt wissentlich Fakten, die nicht zu ihrer schönen Überschrift passen. Die Fälscherin ist sie.

Selbstentlarvung

Während Führung und die Fraktion der rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) im Bundestag zu Berlin versuchen, sich und ihrer Partei einen proisraelischen Anstrich zu geben, entblößt die mit einer Hetz-Kampagne gegen Jeremy Issacharoff, der seit beinahe zwei Jahren den jüdischen Staat als Botschafter in Deutschland vertritt, einmal mehr ihre abstoßende antisemitische Fratze.

Unterstützt von ihrem Sprachrohr Jouwatch, einem Treffpunkt passionierter Verteidiger deutschen Judenhasses im Weltnetz, läßt die blaubraune Partei ausgerechnet ihre »Juden in der AfD« die Regierung in Jerusalem auffordern, Jeremy Issacharoff aus Berlin abzuziehen: »Herr MP Benjamin Netanyahu, befreien Sie uns von diesem Botschafterdarsteller!« Schon die Wortwahl ist verräterisch.

Noch tiefer aber lassen die Vorwürfe blicken, mit denen die Kostüm- und Alibijuden der AfD ihre anmaßende Forderung an den israelischen Regierungschef, nun ja, begründen. Jeremy Issacharoff, klagen sie, habe »schon als Vater versagt« – Sohn Dean Issacharoff nämlich ist ein Aktivist der »NGO« Breaking the Silence – und sei daher »kein geeigneter Mann« für den Posten als Botschafter.

Doch Jeremy Issacharoff, der im übrigen als hervorragender Experte auf dem Gebiet der Eindämmung von Proliferation sowie bei der Bekämpfung von Terrorismus gilt, wird nicht nur verantwortlich gemacht für politische Ansichten seines erwachsenen Sohnes, sondern auch für ein Treffen seiner Frau Laura Kam mit Abu Mazen im Rahmen ihrer Tätigkeit für eine proisraelische NGO.

»Man achte«, kommentieren die ganz der braunen Traditionspflege verpflichteten AfD-Spezialisten für Sippenhaftung eine entsprechende Aufnahme, »die devote Körperhaltung« Laura Kams, die für Organisationen wie die Anti-Defamation League und The Israel Project in China, Indien, Rußland und Europe tätig war. Dann aber kommen die Ankläger doch noch zum Botschafter höchstselbst.

Jeremy Issacharoff, haben sie herausgefunden, nutze eine Photographie, die ihn zusammen mit dem deutschen Außenminister Heiko Maas zeigt, »als persönliches Startbild« auf Facebook. Und das ist natürlich ganz unerhört! Ein israelischer Botschafter zeigt sich gemeinsam mit dem Außenminister des Landes, in dem er stationiert ist. Wäre es nicht so traurig absurd, man müßte wohl laut lachen.

Die Alternative für Deutschland bestätigt mit ihrer gegen die Personalpolitik der israelischen Regierung gerichteten Diffamierungskampagne, daß ihr jede demokratische Reife, jeder zivilisatorische Anstand fehlt. Hinter ihrer scheinbürgerlichen Maske lauert der ganz gewöhnliche deutsche Antisemitismus aus Zeiten, in denen man im Reich noch auf den Endsieg durch die Wunderwaffe hoffte.