Gan(t)ze Arbeit

Gut einen Monat nach der letzten Parlamentswahl in Israel ist es Benny Gantz noch immer nicht gelungen, sein Versprechen zu erfüllen, innert weniger Tage eine Regierung vorzustellen. Bei Präsident Reuven Rivlin ging vor den Feiertagen seine Bitte ein, die am Dienstag ablaufende Frist zur Regierungsbildung um zwei Wochen zu verlängern, die das Staatsoberhaupt wohl auch gewähren wird.

Und selbst wenn es Benny Gantz tatsächlich noch gelingen sollte, seine Gespräche mit dem amtierenden Premier Benjamin Netanjahu und dessen Likud über eine Einheitsregierung erfolgreich zu beenden, wird keine rechte Freude darüber aufkommen wollen, daß Israel damit eine weitere Wahl vorerst erspart bleibt. Denn eine Bilanz dieser Verhandlungen fällt leider jetzt schon negativ aus.

Sein größtes Versprechen nämlich mußte Benny Gantz schon aufgeben: Angetreten mit der Ansage, den Amtsinhaber abzulösen, wird er Benjamin Netanjahu womöglich zu einer weiteren Amtszeit als Ministerpräsident verhelfen, der dann der erste israelische Premier sein dürfte, der sich noch im Amt einem Korruptionsverfahren zu stellen hat und vielleicht sogar für schuldig befunden werden wird.

Darüber hinaus aber ist die bisherige Opposition nun gespaltener als zuvor. Während Benjamin Netanjahu nach jüngsten Umfragen heute beliebter ist als noch am Wahltag, ist das Bündnis Blue and White über die Verhandlungen Benny Gantz’ mit dem Likud-Politiker zerbrochen. Und auch das Bündnis aus der sozialdemokratischen Labour Party und der linken Meretz ist nur noch Geschichte.

Auch Labour-Vorsitzender Amir Peretz hatte im Wahlkampf versprochen, unter keinen Umständen in ein von Benjamin Netanjahu geführtes Kabinett einzutreten, vergaß seine Zusage nach der Wahl aber wieder. Und so ist das politisch linke Lager in Israel nicht bloß gespalten, es hat zugleich sehr viel Glaubwürdigkeit verspielt. Und das wiederum wird auch langfristig nicht ohne Folgen bleiben.