Seltsames Hobby

Seit wenigen Tagen ist Kylie Moore-Gilbert wieder frei. Die australisch-britische Wissenschaftlerin hatte vor zwei Jahren an einer Konferenz in der iranischen Stadt Ghom teilgenommen und war von »Sicherheitskräften« des Mullah-Regimes bei der Ausreise festgesetzt worden. In einem geheimen »Prozeß« war sie der »Spionage« für schuldig befunden und zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

Belege für seine Vorwürfe konnte das Mullah-Regime in dem »Verfahren« gegen die Islamforscherin freilich nie vorlegen. Die Regierung in Canberra sprach denn auch von »unbegründeten und politisch motivierten« Vorwürfen, während Experten die Inhaftierung Kylie Moore-Gilberts im berüchtigten Gefängnis von Evin treffend als Geiselnahme durch die islamistische »Republik« bezeichneten.

Nach über 800 Tagen kam die Wissenschaftlerin Ende November denn auch im »Austausch« gegen die Entlassung dreier iranischer Staatsangehöriger aus der Haft in Thailand frei, die dort wegen eines von ihnen vorbereiteten Anschlags auf die israelische Botschaft in Bangkok festgesetzt worden waren. Dennoch hält Teheran an seinen Vorwürfen fest, Kylie Moore-Gilbert arbeite im Auftrag des Mossad.

Es gibt Vorwürfe, die sind so absurd, daß man sie nicht einmal mit Ignoranz würdigen will. Wenn jetzt der ehemalige australische Verteidigungsminister Christopher Pyne dennoch eigene Nachforschungen anstellte, nur um – Überraschung! – festzustellen, daß Kylie Moore-Gilbert keine Verbindung zu Israel und schon gar nicht dem Mossad nachzuweisen ist, kann daher nur noch verwundern.