Traditionspflege

Das Neue Deutschland, eine Tageszeitung aus der Erbmasse der Deutschen Demokratischen Republik, die es erst zum Ende ihrer 40 Jahre dauernden Existenz schaffte, Israel anzuerkennen, bemüht sich, den »Antizionismus« des gescheiterten Realsozialismus zu pflegen: »Wer Ursachen für den Krieg in Nahost sucht« teilt sie auf ihrem Titel mit, »stößt unweigerlich auf 54 Jahre israelische Besatzung«.

Darunter hebt eine »Palästinenserin« Blick und Arme klagend gen Himmel, ein paar Männer werfen ihr seltsame Blicke zu, im Hintergrund Ruinen. Und auf Seite 3 darf dann endlich Helga Baumgarten in einer ihr eigenen Sprache verkünden: »Es ist die Besatzung, stupid!« Pünktlich zu zahlreichen in Deutschland angekündigten antisemitischen »Protesten« gießt das ND Öl ins »israelkritische« Feuer.

»Der Krieg in Nahost«, das könnte man freilich sogar beim Neuen Deutschland wissen, begann derweil gar nicht vor 54 Jahren. Der Blick ins hauseigene Archiv hätte der Redaktion helfen können. »Tel Aviv, die Hauptstadt des Staates Israel, ist in der Nacht [..] von arabischen Flugzeugen bombardiert worden«, hätte sie dort in der vor genau 73 Jahren erschienenen Ausgabe ihres Blatts lesen können.

Am frühen Abend des 14. Mai 1948 hatte David Ben Gurion die Unabhängigkeitserklärung Israels verlesen und dabei, wie wiederum das Neue Deutschland schrieb, »den Arabern Zusammenarbeit für Frieden und Fortschritt« angeboten. Deren unzweideutige Antwort überbrachte danach noch während der Übertragung der Rede David Ben Gurions im Rundfunk »eine Staffel von Jagdbombern«.

Ihre Bombenfracht war gleichwohl nicht »nur« aus antisemitischen Motiven gegen das eben wiedergegründete Israel gerichtet, sondern sollte zugleich ihre Ablehnung der Entscheidung der Vollversammlung der Vereinten Nationen bekräftigen, einen arabischen sowie einen jüdischen Staat auf dem Territorium des britischen Mandatsgebiets zu errichten, eine Ablehnung, die teils bis heute andauert.

Einige arabische Staaten fanden sich zwischenzeitlich mit der Existenz das jüdischen Staates ab und schlossen sogar Friedensabkommen mit ihm – und entdeckten dabei die »Zwei-Staaten-Lösung«, andere, insbesondere die erst zu diesem Zweck als »Volk« erfundenen »Palästinenser« und deren »Führer«, fühlen sich noch immer und vor allem dem Kampf gegen einen – den – jüdischen Staat verpflichtet.

Mit der andauernden Erfolglosigkeit des antisemitischen Projekts schwand und schwindet auch die arabische Solidarität mit der »palästinensischen Sache«. Ursache des »Kriegs in Nahost« ist nicht »die Besatzung«, die zumal in Gaza seit 2005 keine mehr ist, sondern der Antisemitismus der »Palästinenserführer«, der sie jede Einigung mit Israel ablehnen und den jüdischen Staat auslöschen wollen läßt.