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Überzeugende Solidarität

Am 6. Oktober 1973 überfielen Ägyptern und Syrien mit Unterstützung weiterer arabischer Staaten, denen sich aber auch Kuba, die Sowjetunion und die DDR im Rahmen ihrer geheimen »Operation Aleppo« anschlossen, Israel. Die Aggressoren hatten zunächst leichtes Spiel und brachten dem jüdischen Staat schwere Verluste an Menschen und Material bei: Der erfolgreiche Überraschungsangriff bedrohte die Existenz Israels.

Erst amerikanische Waffenlieferungen, die Washington erst eine Woche nach Beginn des Yom-Kippur-Kriegs freigab, brachten die Wende. Bis zum 22. Oktober 1973, als der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einen Waffenstillstand anordnete, standen israelische Einheiten kurz vor den Hauptstädten Ägyptens und Syriens. Als der Waffenstillstand nicht hielt, drohte am 25. Oktober Moskau, aktiv in den Krieg einzugreifen.

Schon am 16. Oktober hatten die arabischen Ölexportstaaten beschlossen, ihre Förder- und Exportmengen zu drosseln und ein Lieferembargo über die Vereinigten Staaten und die Niederlande verhängt, die ihnen als wichtige Verbündete Israels galten. Solidarisierte sich die DDR öffentlich mit den scheiternden Aggressoren und unterstützte sie heimlich tatkräftig, war auch die Regierung in Bonn allzu bereit, Israel zu opfern.

Amerikanischen Waffenlieferungen nach Israel über deutsches Territorium versagte die vom sozialdemokratischen Kanzler Willy Brandt geführte Regierung. Die Außenpolitik bestimmte damals allerdings maßgeblich der später zum Bundespräsidenten beförderte liberale Außenminister Walter Scheel, der sich vor allem darüber Sorgen machte, wie eine Zustimmung zu Waffentransporten in den Ölstaaten aufgenommen würde.

Während Bonn den auch militärischen Schutz durch die Vereinigten Staaten gern beanspruchte, hatte die (west-)deutsche Solidarität mit Washington, vor allem aber dem in seiner Existenz bedrohten Israel deutliche Grenzen. Wenn in Israel in diesen Tagen das Versöhnungsfest begangen wird, der höchste jüdische Feiertag, wird auch an den Krieg 1973 erinnert, den Washington mit seiner Antwort auf die Drohungen Moskaus beendete.

Präsident Richard Nixon und Verteidigungsminister James R. Schlesinger ließen den Nationalen Sicherheitsrat noch am 25. Oktober 1973 die Atom-Warnstufe 3 (Defcon 3) ausrufen und versetzten die amerikanischen Atomstreitkräfte in Einsatzbereitschaft. Damit bereitete Washington den Plänen Moskaus, seinen arabischen Verbündeten noch zu Hilfe zu eilen, ein jähes Ende und ebneten so den Weg zu einer haltenden Waffenruhe.

Traditionspflege

Das Neue Deutschland, eine Tageszeitung aus der Erbmasse der Deutschen Demokratischen Republik, die es erst zum Ende ihrer 40 Jahre dauernden Existenz schaffte, Israel anzuerkennen, bemüht sich, den »Antizionismus« des gescheiterten Realsozialismus zu pflegen: »Wer Ursachen für den Krieg in Nahost sucht« teilt sie auf ihrem Titel mit, »stößt unweigerlich auf 54 Jahre israelische Besatzung«.

Darunter hebt eine »Palästinenserin« Blick und Arme klagend gen Himmel, ein paar Männer werfen ihr seltsame Blicke zu, im Hintergrund Ruinen. Und auf Seite 3 darf dann endlich Helga Baumgarten in einer ihr eigenen Sprache verkünden: »Es ist die Besatzung, stupid!« Pünktlich zu zahlreichen in Deutschland angekündigten antisemitischen »Protesten« gießt das ND Öl ins »israelkritische« Feuer.

»Der Krieg in Nahost«, das könnte man freilich sogar beim Neuen Deutschland wissen, begann derweil gar nicht vor 54 Jahren. Der Blick ins hauseigene Archiv hätte der Redaktion helfen können. »Tel Aviv, die Hauptstadt des Staates Israel, ist in der Nacht [..] von arabischen Flugzeugen bombardiert worden«, hätte sie dort in der vor genau 73 Jahren erschienenen Ausgabe ihres Blatts lesen können.

Am frühen Abend des 14. Mai 1948 hatte David Ben Gurion die Unabhängigkeitserklärung Israels verlesen und dabei, wie wiederum das Neue Deutschland schrieb, »den Arabern Zusammenarbeit für Frieden und Fortschritt« angeboten. Deren unzweideutige Antwort überbrachte danach noch während der Übertragung der Rede David Ben Gurions im Rundfunk »eine Staffel von Jagdbombern«.

Ihre Bombenfracht war gleichwohl nicht »nur« aus antisemitischen Motiven gegen das eben wiedergegründete Israel gerichtet, sondern sollte zugleich ihre Ablehnung der Entscheidung der Vollversammlung der Vereinten Nationen bekräftigen, einen arabischen sowie einen jüdischen Staat auf dem Territorium des britischen Mandatsgebiets zu errichten, eine Ablehnung, die teils bis heute andauert.

Einige arabische Staaten fanden sich zwischenzeitlich mit der Existenz das jüdischen Staates ab und schlossen sogar Friedensabkommen mit ihm – und entdeckten dabei die »Zwei-Staaten-Lösung«, andere, insbesondere die erst zu diesem Zweck als »Volk« erfundenen »Palästinenser« und deren »Führer«, fühlen sich noch immer und vor allem dem Kampf gegen einen – den – jüdischen Staat verpflichtet.

Mit der andauernden Erfolglosigkeit des antisemitischen Projekts schwand und schwindet auch die arabische Solidarität mit der »palästinensischen Sache«. Ursache des »Kriegs in Nahost« ist nicht »die Besatzung«, die zumal in Gaza seit 2005 keine mehr ist, sondern der Antisemitismus der »Palästinenserführer«, der sie jede Einigung mit Israel ablehnen und den jüdischen Staat auslöschen wollen läßt.