Schlagwort: Gleichberechtigung

Der kleine Unterschied

»Die Gleichberechtigung der Geschlechter«, heißt es auf der Website der deutschen Regierung, sei nicht weniger als »ein universelles Menschenrecht«. Während es weltweit zwar »bei der Gleichstellung Fortschritte« gebe, »bestehen« aber »immer noch erhebliche Barrieren«, sogar in Deutschland. Für die Politik Berlins gelte daher, »an der tatsächlichen, alltäglichen Gleichstellung arbeiten wir noch«.

Eine Regierung, die solche Leitsätze formuliert, sollte sich an sie halten. Schon gar nicht jedenfalls sollte sie Organisationen unterstützen, die dieses doch immerhin »universelle Menschenrecht« tagtäglich ignorieren. Und dennoch finanziert Berlin seit Jahren die UNRWA, das »Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten«, das Frauen ganz unverblümt diskriminiert.

Es ist noch nicht lange her, da meinte das »Hilfswerk«, es müsse für seine Arbeit werben, und veröffentlichte daher eine Präsentation, die über verschiedene Aspekte ihres Wirkens informieren soll. Dabei erklärt die UNRWA auch, wer alles auf ihre Unterstützung hoffen kann: »Die Nachkommen männlicher Palästina-Flüchtlinge, einschließlich adoptierter Kinder, sind [..] zur Registrierung berechtigt«.

So inflationiert die Organisation, deren großzügigste Unterstützerin die deutsche Regierung ist und trotz aller Skandale noch immer sein will, nicht bloß die Zahl angeblicher »Palästina-Flüchtlinge«, sie praktiziert mit ihrer Privilegierung »männlicher Palästina-Flüchtlinge« offen die Diskriminierung von Frauen. Deutschland gab dafür 2020 nach UNRWA-Angaben knapp 170 Millionen Dollar aus.

Selbstaufgabe

Der amtierende israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat während seiner Versuche, eine neue Regierung zu bilden, die in der vergangenen Woche gescheitert waren, seinen Wunschpartnern viele Angebote gemacht, die auch rückblickend noch kaum nachvollziehbar sind. So soll er sich beispielsweise offen gezeigt haben für die Einführung von Geschlechtertrennung in der Öffentlichkeit.

Die Bereitschaft ihres Spitzenkandidaten, auf solche Forderungen einzugehen, erschreckt selbst Parteifrunde: Nachdem das israelischen Fernsehen die bis dahin nichtöffentlichen Details aus den Koalitionsverhandlungen berichtete, beeilte sich der Likud festzustellen, daß es nicht zum Abschluß einer solchen Vereinbarung gekommen sei. Es wird aber nicht bestritten, daß über sie geredet wurde.

Während des Wahlkampfs und auch sonst hatte Benjamin Netanjahu oft und gern betont, er sei ein Zionist. Die Geschlechtertrennung aber hat mit dem Zionismus wenig zu tun, sie würde tatsächlich zivilisatorischen Fortschritt, zionistische Werte verraten und damit nicht zuletzt all jene Frauen beleidigen, ohne deren Einsatz Israel gar nicht existierte oder heute nicht der Staat wäre, der er ist.

Ist der Zionismus die Antwort auf Stigmatisierung und Ausgrenzung von Juden, kämpft er für ihre Gleichberechtigung, wäre zumal die öffentliche Ausgrenzung von Frauen, die einer Herabwürdigung gliche, schlicht unzionistisch. Es ist verständlich, daß in Koalitionsverhandlungen Kompromisse beschlossen werden. Gewisse Grundwerte aber sollten dem Machterhalt nicht geopfert werden.