Abstauber

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hält sich im Rahmen eines mehrtägigen Besuchs im Irak auf und hat bereits Station in der Region Kurdistan im Norden des Landen gemacht. Bei Gesprächen mit der politischen Führung in Arbil versprach die deutsche Politikerin, Berlin werde seine Unterstützung für die Menschen in der Region und im ganzen Land ausbauen, Deutschland sei ein verläßlicher Partner.

Die deutsche Selbstlosigkeit, mit der sich Annalena Baerbock bei ihrer Visite schmückt, ist freilich einigermaßen heuchlerisch. So willkommen sie vermutlich dennoch ist, so wenig kann sie darüber hinwegtäuschen, daß Deutschland an vielen positiven Entwicklungen in dem Land in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einen eher geringen Anteil hatte. Zwar hat Berlin sich am Kampf gegen die Daesh beteiligt.

Wäre es allerdings nach der deutschen Außenpolitik gegangen, knechtete heute vermutlich noch immer Saddam Hussein oder ein von ihm eingesetzter Erbe den Irak, und Kurdistan wäre womöglich weitgehend unbewohnbar. An der Befreiung des Landes vom Baath-Sozialismus wollte sich Berlin nicht beteiligen, ein SPD-Kanzler und sein grüner Außenminister profilierten sich ausdrücklich mit deren Ablehnung.

Deutsche Unternehmen, die an Verbrechen des Baath-Regimes beteiligt waren und von ihnen teilweise wahrscheinlich bis heute profitieren, müssen keine negativen Konsequenzen ihres Engagements fürchten. Deutsche und Deutschland haben im Irak schwere Schuld auf sich geladen. Es wäre daher mindestens verfrüht, Berlins jetzigem Engagement zu applaudieren. Es ist vieles, uneigennützig aber ist es nicht.