Donnernde Stille

Als Anfang Januar öffentlich ruchbar wurde, wie gut die von UN-Funktionären noch immer eingeräumte und gelobte »pragmatische« Zusammenarbeit zwischen der UNRWA und der Hamas in Gaza tatsächlich funktioniert hatte, froren in der Folge verschiedene bisherige Unterstützer des berüchtigten »Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten« ihre Zuwendungen ein oder taten – wie Deutschland – zumindest so.

Derart unter Druck geraten, versprachen die Vereinten Nationen eilig umfangreiche Aufklärung, mit der sie »unabhängige« Experten unter der Leitung der französischen Diplomatin Catherine Colonna beauftragten. Die »unabhängigen« Experten, frühere ihrer Engagements freilich lassen nicht erwarten, daß sie der UNRWA gefährlich werden könnten, sollten ihre Untersuchungsergebnisse am 20. April vorlegen. Veröffentlicht wurden sie bislang nicht.

Informieren die Vereinten Nationen gewöhnlich ausführlich über jeden Schritt ihres Generalsekretärs, blieben sie am Wochenende recht wortkarg: Offenbar hat die »Colonna-Kommission« es nicht vermocht, António Guterres ihren finalen Bericht pünktlich zu übergeben. Möglicherweise ist auch die ursprünglich versprochene »Transparenz« zwischenzeitlich wieder vergessen worden. Fest jedenfalls steht, daß die UNRWA bis heute nicht entlastet wurde.

Dabei wiegen die Vorwürfe, die gegen das »Hilfswerk« vorgebracht werden schwer, so schwer immerhin, daß die Vereinigten Staaten, bisher vor der Europäischen Union und Deutschland größter Unterstützer der UNRWA, angekündigt haben, mindestens bis 2026 aus ihrer Finanzierung auszusteigen. Mindestens 12 UN-Mitarbeiter – inzwischen wird von über 30 ausgegangen – sollen an dem Pogrom der Hamas vom 7. Oktober 2023 beteiligt gewesen sein.

Der notorisch unglaubwürdige Philippe Lazzarini an der Spitze des »Hilfswerks« streitet diese und weitere Vorwürfe gegen seine Organisation mit der immer gleichen Behauptung ab, es handele sich bei ihnen um eine »heimtückische Kampagne« gegen die UNRWA – dennoch indes wurden einige Mitarbeiter entlassen -, und auch die meisten jener Staaten, die tatsächlich oder zum Schein ihrer Zahlungen ausgesetzt hatten, haben diese wieder aufgenommen.

Signalisieren vor allem sie damit, daß ihnen die offensichtliche Voreingenommenheit des Schweizer Diplomaten ebenso gleichgültig ist wie die »unabhängige« Untersuchung, deren Ergebnisse sie dadurch ohnehin entwerteten, daß sie letztlich keinerlei Bedenken haben, mit ihren Spenden an das »Hilfswerk« auch Terroristen zu finanzieren, scheint den Vereinten Nationen insgesamt an ihrem Ruf wenig zu liegen. Denn der »Fall UNRWA« ist auch ein »Fall UN«.

Bis jetzt jedoch erweckt die Führung der Weltorganisation nicht einmal den Eindruck, daß ihr etwas daran liegt, die Vorwürfe gegen ihr »Hilfswerk« glaubwürdig und schnellstmöglich auszuräumen. Das Ausbleiben des Untersuchungsberichts der »Colonna-Kommission« bzw. dessen Zurückhaltung sind trotz der Unglaubwürdigkeit der »unabhängigen« Experten dafür ein leider nur zu beredter Beleg, ein Indiz der Verkommenheit dieser Organisation und ihrer Gremien.

Nachtrag: Nach Angaben der Agentur Reuters soll der »unabhängige« Bericht »später am Montag« veröffentlicht werden.