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Verfolgte Unschuld

Die weltweit aktive BDS-Bewegung sei, erfährt man ab und an, wenn gerade wieder Anhänger oder bekennende Mitglieder durch besonders antisemitische Äußerungen oder gar Handgreiflichkeiten aufgefallen sind, dezentral organisiert, es gebe keine »Führung« oder Hierarchien. Deshalb, gehen solche Erklärungen weiter, sei auch die Bewegung nicht für Taten von Aktivisten verantwortlich zu machen.

Nun freilich teilt »die palästinensische Führung der globalen [BDS-]Bewegung« mit, beide hätten nichts mit einem Projekt zu tun, das vor wenigen Tagen in und weit um Boston herum Schlagzeilen machte: The Mapping Project »katalogisiert« jüdische Bewohner, Unternehmen und Organisationen im Gebiet der Hauptstadt des US-Bundesstaates Massachusetts und suggeriert, sie hätten die Gesellschaft unterwandert.

Nach seiner Selbstdarstellung trägt The Mapping Project »dazu bei, ein tieferes Verständnis der lokalen institutionellen Unterstützung für die Kolonisierung Palästinas und der Schäden« zu entwickeln, »die wir als damit verbunden ansehen, wie die Wege politischer Entscheidungsfindung, US-Imperialismus sowie Vertreibung und ethnische Säuberungen« – eine »interaktiv« geworden Verschwörungstheorie.

Die »Distanzierung« der offenbar doch existierenden »Führungsebene« der BDS-Bewegung ist ein durchschauberer Versuch, ob des unübersehbar gewordenen Antisemitismus’ von und hinter The Mapping Project das Gesicht zu wahren. Dabei unterscheidet sich nichts, was das Projekt in Boston macht, von Aktivitäten der BDS-Bewegung: Juden werden als Teil eines imaginären jüdischen Kollektivs angegriffen.

Selbst falls The Mapping Project der »Führung« der BDS-Bewegung tatsächlich zu weit gehen sollte, ändert ihre »Distanzierung« nichts am durch und durch antisemitischen Charakter der Organisation, ihrer Mittel und Methoden. Es gibt Antisemitismus ohne die BDS-Bewegung, aber keine BDS-Bewegung ohne Antisemitismus. Daß sie sich selbst in ihrer »Distanzierung« als Opfer inszeniert, ist entlarvend.

Ausgelebte »Meinungsfreiheit«

Während in Deutschland allerlei selbstdiagnostizierte Geistes- und sonstige Größen sich nach Kräften mühen, den Antisemitismus der BDS-Bewegung zu verharmlosen oder zu leugnen und ihn und sie unter dem Banner der Kunst- und Meinungsfreiheit gesellschaftsfähig zu machen, führen ihre »progressiven« Komplizen in den Vereinigten Staaten schon vor, wohin die Reise geht, läßt man sie gewähren.

In Boston, der Hauptstadt von Massachusetts, haben Anhänger und sich selbst so bezeichnende Aktivisten der BDS-Bewegung eine Karte veröffentlicht, eine Karte erstellt, in der weltliche und religiöse jüdische Institutionen, Organisationen und Unternehmungen bis hin zu deren Mitgliedern und Beschäftigten selbst noch mit Adressdaten verzeichnet sind und die als »Zionisten« in Verbindung stehen sollen.

Mit seiner Datenbank will das sogenannte The Mapping Project nach seiner verschwurbelten Selbstdarstellung »dazu beitragen, ein tieferes Verständnis der lokalen institutionellen Unterstützung für die Kolonisierung Palästinas und der Schäden« zu entwickeln, »die wir als damit verbunden ansehen, wie die Wege politischer Entscheidungsfindung, US-Imperialismus sowie Vertreibung und ethnische Säuberungen«.

Die »progressiven« Gestalten hinter The Mapping Project offenbaren damit ihren Glauben an eine klandestine jüdische Verschwörung, die mindestens Boston, aber wohl auch die gesamten Vereinigten Staaten unterwandert habe, um dort im Sinne Israels zu lobbyieren, das durch The Mapping Project zugleich als ein »kolonialistisches Projekt« denunziert und dem damit die Daseinsberechtigung abgesprochen wird.

Die Karte der imaginären »jüdischen Unterwanderung« mindestens der Metropole und der Region Boston ist ein unmittelbarer antisemitischer Großangriff auf Juden, jüdische Gemeinden, Organisationen, Institutionen, Unternehmen in und um Boston und nicht zuletzt auf den jüdischen Staat. The Mapping Project greift antisemitische Ressentiments auf, bestätigt und verbreitet sie und bringt damit Juden in Gefahr.

Mit antiimperialistischer Rhetorik werden Juden als Juden verleumdet, schlimmster Verbrechen beschuldigt, weil sie Juden sind oder von The Mapping Project als solche ausgemacht wurden. Mit The Mapping Project beschwören BDS-Anhänger und »Aktivisten«, die sich als »Zivilgesellschaft« verstehen, Gewalt gegen Juden herauf und rechtfertigen sie. Das ist es, was ihre deutschen Verbündeten als »Meinung« verteidigen.