Falscher Humanismus

Seit Freitag beteiligt Deutschland sich mit zwei Transportflugzeugen seiner Luftwaffe an einer internationalen »Luftbrücke«, über die Hilfsgüter nach Gaza gelangen sollen. Bei den ersten beiden Flügen entluden die Maschinen aus Deutschland nach Angaben des Auswärtigen Amts 34 Paletten mit insgesamt 14 Tonnen Nahrungsmitteln und medizinischen Gütern in der Luft, bevor sie nach Jordanien zurückkehrten.

»Wir«, kommentierte der deutsche Außenminister Johann Wadephul die »humanitäre« Aktion, »lassen nichts unversucht, um den Menschen in Gaza zu helfen«. Er erklärte zudem, »unter Hochdruck« daran zu arbeiten, »den etablierten humanitären Landweg mit den erfahrenen UN-Organisationen wieder aufzubauen«, denn in Gaza herrsche eine »absolut dramatischen Lage«, die »unerträglich« sei für die Menschen.

Besonders schlimm freilich kann die »humanitäre Notlage« in Gaza kaum sein. Denn sonst dementierte Berlin seine Einschätzung nicht durch sein praktisches Handeln: Der Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft, da liegt etwa der »Experten« Ralf Südhoff durchaus einmal richtig, ist nämlich »sinnlos«. Diese »Luftbrücke« ist »Geldverschwendung« und »schadet sogar der eigentlich wirksameren Hilfe, die möglich wäre«.

Mit der Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die am Freitag meldete, 100 Millionen Mahlzeiten seit Beginn ihrer Arbeit in dem Küstenstreifen vor zwei Monaten verteilt zu haben, gibt es eine humanitäre Organisation, die mit den Mitteln, die Berlin sich seine Beteiligung an der »Luftbrücke« kosten läßt, in der Tat deutlich mehr bewirken könnte. Doch Berlin denkt nicht einmal daran, die GHF überhaupt wahrzunehmen.

Denn wie Johann Wadephul wissen ließ, sucht er die Kooperation mit »den erfahrenen UN-Organisationen«, auf die seit 2005 die Hamas ihre Herrschaft über und in Gaza stützte und von denen der deutsche Minister mindestens der größten, dem berüchtigten »Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten«, im vergangenen Jahr noch »umgehend« jede finanzielle Unterstützung entziehen wollte.

Da also ein »sinnloser« Einsatz der Luftwaffe, dort das Werben für und um »erfahrene UN-Organisationen«, die zuschauten, wie die Hamas Gaza in einen Brückenkopf Teherans verwandelte, und den Islamisten halfen, ihren Vernichtungskrieg gegen Israel vorzubereiten, während Deutschland die GHF weiter boykottiert, die sich nicht mit Terroristen einläßt. Falls es eine Katastrophe gibt in Gaza, weshalb unternimmt Berlin nichts dagegen?