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Expertise

Wo immer im deutschsprachigen Raum in diesen Tagen über Bashar al-Assads überstürzten Abgang nach Moskau diskutiert wird, darf Kristin Helberg nicht fehlen. Weil die Journalistin bis 2008 einige Jahre in Syrien verbracht hat, gilt sie ihren Gastgebern als »Expertin«. Und da unter den vielen Syrern, die mittlerweile in der Diaspora leben, wohl keiner mit vorführbaren Deutschkenntnissen zu finden ist, wird immer wieder sie eingeladen.

Und da darf sie dann unwidersprochen Proben ihrer Expertise geben, die etwa so gehen: »Vielleicht noch ein Satz zu Israel. Die bisherigen territorialen Verschiebungen, die Israel in den letzten Jahrzehnten vorgenommen hat, haben sie nie wieder aufgegeben. Wo Israel hingegegangen ist, ist es nicht wieder weggegangen«. Vielleicht hat Kirsten Helberg das so in Damaskus gehört und glaubt es seither, mit Tatsachen freilich hat es wenig gemein.

Während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 rückten die israelischen Streitkräfte bis zum Suez-Kanal vor, fünfeinhalb Jahrzehnte später sind Sharm El Sheikh oder El Qantara nicht unbedingt als israelische Grenzstädte bekannt. 2000 zog Israel sich nach gut zwei Jahrzehnten der Besatzung aus dem Libanon zurück, sechs Jahre später zog es sich nach einem mehrwöchigen Krieg gegen die islamistische Hisbollah erneut aus dem Nachbarland im Norden zurück.

Ein Jahr zuvor, 2005, räumte Israel Gaza, teils unter Anwendung von Gewalt wurden jüdische Zivilisten gezwungen, ihren dortigen Besitz aufzugeben. Die Hamas gewann im darauffolgenden Januar »Wahlen« und verstärkte ihre Raketenangriffe auf Israel in den folgenden Wochen. Kurzzeitig rückten israelische Truppen darauf erneut in Gaza ein, zogen sich im November 2006 aber wieder zurück. 2007 vertrieben die Islamisten Abu Mazen aus Gaza.

Seither zettelte die Hamas mehrere Kriege gegen den jüdischen Staat an, die allesamt nicht in eine dauerhafte Besetzung des Gebiets mündeten. Ob die »Al-Aksa-Flut«, der bisher letzte Versuch der Islamisten, Israel auszulöschen, ebenso ausgeht, bleibt abzuwarten. Vom Kriegsschauplatz Libanon wurden derweil erste Abzüge israelischer Einheiten gemeldet. »Wo Israel hingegegangen ist, ist es nicht wieder weggegangen.« In der Welt Besessener.

Phantasialand

Die als Statthalter des Regimes in Teheran im Libanon fungierende islamistische Terrororganisation Hisbollah hat vor wenigen Tagen bei »Manövern« im Grenzgebiet zu Israel ihren Willen und die Fähigkeit vorgeführt, den jüdischen Staat anzugreifen und der Region einen weiteren Krieg zu bescheren. Anschaulich demonstrierten die Islamisten dabei auch, wie es um ihre Entwaffnung steht, zu der Beirut verpflichtet ist.

Bei der Wiederherstellung ihres staatlichen Gewaltmonopols wird die libanesische Regierung nach wie vor auch von den UNIFIL-Blauhelmen der Vereinten Nationen unterstützt, zu denen auch Soldaten der Deutschen Bundeswehr gehören. Dennoch prahlte die Hisbollah unbehelligt von der libanesischen Armee oder den UN-Blauhelmen stolz mit ihrem hochentwickelten Arsenal und den Fähigkeiten ihrer »Kämpfer«.

Was durchaus auch und gerade für deutsche Journalisten und die Medien, für die sie tätig sind, ein spannendes Thema sein könnte – Weshalb ist die Bundeswehr noch an einer UN-Mission beteiligt, deren Erfolglosigkeit unübersehbar ist? -, fand und findet dort freilich kaum statt. Eine Ausnahme bildet freilich der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der jedenfalls die »Manöver« der islamistischen Terrororganisation thematisierte.

Es spricht allerdings Bände, daß die Befassung mit dem Thema unter der Überschrift stattfindet, »Israel nimmt die Hisbollah im Libanon wieder ins Visier«. Die Terrororganisation übt öffentlich – sie hatte sogar ausdrücklich Medien dazu eingeladen – Angriffe auf Israel, doch für Das Erste und den Kölner Deutschlandfunk »nimmt« der jüdische Staat »die Hisbollah im Libanon wieder ins Visier«. Darauf muß man erstmal kommen.

Relotia der Woche

Für die tagesschau hat die vom Bayerischen Rundfunk ins unzivilisierte Ausland geschickte Janina Lückoff notiert, weshalb Präsident Donald J. Trump die demokratische Kongreßabgeordnete Ilhan Omar »angreift«: »Immer wieder stellt sie die Siedlungspolitik Israels in Frage. Für Äußerungen, in denen sie die amerikanische Unterstützung für Israel kritisiert, entschuldigt sie sich später teilweise.«

Nachdem am 10. Februar der amerikanische Journalist Glenn Greenwald es als »erstaunlich« bezeichnet hatte, »wie viel Zeit die politischen Führer der USA damit verbringen, eine fremde Nation« – Israel – »zu verteidigen, selbst wenn es bedeutet, die Redefreiheit der Amerikaner anzugreifen«, antwortete Ilhan Omar mit einer Anspielung auf Hundert-Dollar-Scheine: »Nur wegen der Benjamins«.

Warf sie hier amerikanischen Politikern vor, von Jerusalem gekauft zu sein, warf sie bei einer Pressekonferenz amerikanischen Juden, die sich gegen die BDS-Bewegung engagieren, vor, ihre Loyalität gelte zuerst Israel und – wenn überhaupt – erst dann den Vereinigten Staaten, und bediente so ein weiteres Klischee des »klassischen« Antisemitismus. Und das waren durchaus keine Einzelfälle.

Indem die Korrespondentin der tagesschau daraus »Kritik an der Siedlungspolitik Israels« oder an amerikanischer Unterstützung für den jüdischen Staat macht, desinformiert Janina Lückoff ihr Publikum nicht nur, sondern verharmlost oder leugnet gar den manifesten Antisemitismus Ilhan Omars, der selbst dann noch Antisemitismus ist, wenn Donald J. Trump darauf mit Rassismus reagiert.

Gerücht des Tages

»Palästinenserpräsident« Abu Mazen hat am Sonnabend in Ramallah der »Regierung« seines vor einem Monat eingesetzten »Premierministers« Mohammad Shtayeh das Vertrauen ausgesprochen. Bei der Zeremonie allerdings gab es, wie die vom PLO-Regime betriebene »Nachrichtenagentur« Wafa meldet, einen Fehler, so daß die neue »Regierung« am Sonntag noch einmal vereidigt werden wird.

Für die deutsche tagesschau war die (ungültige) Vereidigung des neuen »Kabinetts«, das gegen den Willen der Hamas, aber auch den anderer »palästinensischer« Organisationen gebildet wurde, Anlaß für eine Gegenüberstellung der hinter ihm stehenden Fatah und der in Gaza herrschenden Islamisten. Der Vergleich wirkte freilich wie ein Werbespot für die Fatah »Präsident« Abu Mazens.

Glaubt man der tagesschau, ist die in der PLO dominierende Fatah »religiös nicht gebunden«, »für Friedensverhandlungen« und »tritt für eine Zweistaatenlösung mit Israel ein«. Leider aber hat Reklame oft nur wenig mit der Realität gemein. So verlangt die »religiös nicht gebundene« Fatah ihren »Ministern« heute noch einmal ab, »bei Allah, dem Allmächtigen«, allerlei zu schwören.

Ihren Einsatz »für Friedensverhandlungen« stellte die »Bewegung« zuletzt anschaulich unter Beweis, als sie eine Einladung zu einer internationalen Nahost-Konferenz in der polnischen Hauptstadt Warschau ausschlug. Und weil sie nichts mehr schätzt als Frieden, bekennt die Fatah sich zu den »Märtyrerrenten«, für die ihre zivilen Angestellten auf große Teile ihrer Bezüge verzichten dürfen.

Vor gut sechs Wochen schließlich ehrte Sabri Saidam, der »Bildungsminister« der scheidenden »Regierung« in Ramallah, eine »vielversprechenden Dichterin«, indem er ihr eine Trophäe überreichte, auf der die Umrisse eines »Palästina« zu erkennen sind, das die von der Fatah erstrebte »Zweistaatenlösung« durch die Auslöschung Israels realisiert hat. Gut, daß die tagesschau verglichen hat.