Auf Kritik an seiner in Tel Aviv stationierten Korrespondentinnendarstellerin Sophie von der Tann reagierte ihr Sender kürzlich mit der wohl durchaus kühnen Behauptung, »die Berichterstattung des gesamten Korrespondenten-Teams des ARD-Studios Tel Aviv« erfolge »auf professionellem Niveau nach internationalen Standards«, was gewiß viel über es bzw. sie aussagt, die erhobenen Vorwürfe aber nicht auszuräumen vermag.
Was der ARD indes als »professionelles Niveau« des »gesamten Korrespondenten-Teams« gilt, war exemplarisch am Dienstag im Programm des Kölner Deutschlandfunks (DLF) zu erleben, der zur ARD gehört. In einer Karikatur eines Berichts über die Situation von »Palästinensern« in Gaza beschwerte sich Sophie von der Tanns Kollege Ivo Marusczyk, »verläßliche Zahlen, wieviele Hilfsgüter die Grenzen« Gazas »passieren, gibt es im Moment aber nicht«.
Das ist angesichts der Tatsache, daß die Grenzen des Küstenstreifens gegenwärtig wohl zu den weltweit bestbewachtesten zählen, eine gewagte These. Tatsächlich nämlich kann sogar ziemlich genau verfolgt werden, wie es um die Versorgung Gazas mit welchen Hilfsgütern steht. Man muß es nur wissen wollen. Eine Quelle wären die Vereinten Nationen, die der DLF doch sonst so gern zitiert, mit der auf ihrem »UN2720-Mechanismus« gründenden Datenbank.
Doch die Nutzung dieses Werkzeugs, das sogar verrät, wieviele der Hilfsgüter tatsächlich innerhalb Gazas dort ankommen, wo sie ankommen sollen, ist vermutlich unter der Würde eines auf höchstem internationalen Niveau arbeitenden Korrespondentendarstellers. Professionalität demonstriert man als solcher, indem man die Existenz von Informationen bestreitet. Sonst müßte man sich womöglich noch ernsthaft damit abmühen, diese irgendwie zielgruppengerecht aufzubereiten.