Schlagwort: Heuchelei

Bigotte Empörung

Bei einem Drohneneinsatz in Gaza haben die israelischen Streitkräfte am Montag irrtümlich mehrere Mitarbeiter einer Hilfsorganisation getötet. Wie die NGO World Central Kitchen (WCK) am Dienstag meldete, starben sieben ihrer Mitarbeiter, als eines ihrer Fahrzeuge von einer von einer israelischen Drohne abgefeuerten Rakete getroffen wurde. Die IDF haben den Vorfall bestätigt und den Angehörigen der Opfer ihre Anteilnahme ausgesprochen.

Armeesprecher Daniel Hagari versprach eine gründliche und transparente Untersuchung des Zwischenfalls, der weltweit für Schlagzeilen sorgte. So bedauerlich der Tod der Aktivisten ist, drängt sich ob ihres Tonfalls nicht eben selten der Verdacht auf, als hätten deren Verfasser nur auf einen Anlaß für neuerliche wüste Angriffe auf den jüdischen Staat und dessen Kampf gegen die islamistische Hamas und deren Verbündete in Gaza gewartet.

Mag man dem in den Vereinigten Staaten lebenden José Andrés, der die Hilfsorganisation gegründet hat, seinen Ausbruch, Israel müsse »dieses wahllose Töten beenden«, wegen unmittelbarer Betroffenheit vielleicht noch nachsehen, entlarven andere »Kritiker« sich mit ihrer Maßlosigkeit als Heuchler. Dieser Krieg begann mit einem geplanten Angriff auf Zivilisten, dessen systematische Bestialität wohl beispiellos ist. Verurteilt wurde er, falls überhaupt, eher zurückhaltend.

Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen oder gar durch deren Vollversammlung wurde die für diesen barbarischen Überfall auf Israel verantwortliche Hamas bisher noch immer nicht eindeutig verurteilt, während der notorische UN-Generalsekretär António Guterres selbstverständlich nicht zögerte, Jerusalem wegen des Zwischenfalls öffentlich einer »skrupellosen« Kriegführung zu beschuldigen, obgleich die israelischen Reaktionen erneut das Gegenteil belegen.

Israel führt einen Krieg gegen islamistische Terroristen, die gezielt Zivilisten angriffen, vergewaltigten und massakrierten. Noch immer befinden sich mehr als 100 Geiseln in ihrer Gewalt und werden von der Hamas und ihren Helfershelfern, darunter womöglich auch Mitarbeiter der Vereinten Nationen, seit sechs Monaten täglich gequält. Die Terroristen verstecken sich unter und hinter Zivilisten, mißbrauchen selbst Krankenhäuser und Schulen für ihre Zwecke.

Sind schon in »normalen« Kriegen zivile Opfer unvermeidlich – erst jüngst jährte sich etwa der NATO-Angriff auf die Brücke von Varvarin, der noch immer einer eingehenderen Aufklärung harrt -, sind sie es im Kampf gegen Terroristen in einem von ihnen beherrschten Umfeld erst recht nicht auszuschließen. Dessen sind sich die israelischen Streitkräfte bewußt, und deshalb wird der jüngste Zwischenfall Folgen haben für ihre zukünftige Kampfführung.

Was nach dem Stand der Dinge zu sagen ist, haben die Vertreter der Regierung in Jerusalem und der israelischen Streitkräfte gesagt, erste Lehren wurden bereits gezogen. Es gibt Grund, um Menschen zu trauern, deren selbstloser Einsatz ohne das verbrecherische Pogrom der Hamas vom 7. Oktober 2023 nicht nötig gewesen wäre. Es gibt allerdings keinerlei Anlaß, sie und ihn durch haltlose Verleumdungen Israels und seines Existenzkampfs zu entehren.

Unterlassene Hilfeleistung

Sollte Wladimir Putin an einen schnellen Erfolg seiner »Entnazifizierung« der Ukraine geglaubt haben, dürfte die Realität den russischen Präsidenten zumindest von diesem Wahn kuriert haben. Seit dem 24. Februar dauert sein jüngster und zunehmend schmutzigerer Krieg gegen die Ukraine an, doch von einem baldigen Sieg, so unausweichlich der letztlich auch sein mag, scheint Moskau noch weit entfernt.

Mit jedem Kriegstag freilich wird zugleich deutlicher, daß niemand wirklich bereit ist, der Ukraine zu helfen, ihrem Schicksal noch zu entkommen. Das Land gleicht einem Ertrinkenden, dem aus einem gaffenden Publikum heraus allenfalls Strohhalme zugeworfen werden, der Rettungsring aber verwehrt wird. Der Westen berauscht sich an seinem »schweren Herzen« und unterläßt, was notwendig wäre.

Gleichzeitig ist es atemberaubend, wie schnell Wladimir Putin in mancher Hauptstadt insbesondere im Westen Europas von einem gern gesehenen Staatsoberhaupt zum Gottseibeiuns mutiert, peinlich, wie versucht wird, mit neu erwachter Russophobie von der bis gestern (und oft noch bis heute) andauernden Komplizenschaft mit dem Despoten abzulenken, von der (Mit-)Verantwortung für den Untergang Kiews.

Wer sah, wie etwa Olaf Scholz, Vorsitzender der SPD und deutscher Kanzler, davor lange Jahre Minister unter Kanzlerin Angela Merkel, im Interview verneint, im Umgang mit Moskau je Fehler gemacht zu haben, hat die personifizierte Verlogenheit erlebt. Sie, die Rat und Warnungen vor Wladimir Putin in den Wind schlugen und heute davon nichts mehr wissen wollen, gehörten verlacht und geächtet.