Schlagwort: Ressentiments

Komplize

Vor genau zwei Monaten fielen Terroristen der islamistischen Hamas aus Gaza zu Hunderten in Israel ein. Ihr lange vorbereiteter Angriff richtete sich gezielt gegen zivile Ziele im Süden des jüdischen Staates, gegen Zivilisten, Babies, Kinder, Frauen und Männer, Alte. Bestialisch vergewaltigend und mordend, plündernd und verschleppend verübten sie das bösartigste antisemitische Pogrom seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Mindestens 1.200 Menschen ermordeten die islamistischen Terroristen allein an diesem 7. Oktober, etwa 240 Juden verschleppten sie nach Gaza, wo sie ihre Geiseln weiteren Greueln aussetzten und aussetzen. Die Vereinten Nationen blieben lange stumm zu dem, was ausdrücklich Juden seit dem 7. Oktober angetan wurde, und wenn sie sich doch zu den Verbrechen der Hamas äußerten, dann relativierend, verharmlosend oder sogar rechtfertigend.

Während selbst im Sicherheitsrat seiner Organisation regelmäßig Vorstöße scheiterten, den »palästinensisch«-islamistischen Terror der Hamas unzweideutig zu verurteilen, tat sich auch und gerade UN-Generalsekretär António Guterres mit Versuchen hervor, dem jüdischen Staat eine Mitschuld für die Untaten der Hamas anzudichten, statt für eine Positionierung der Weltorganisation zu werben, die die Opfer des Terrors nicht verhöhnt.

Will der Generalsekretär der Vereinten Nationen jetzt den UN-Sicherheitsrat, das wichtigste Gremium seiner Organisation, unter Berufung auf Artikel 99 der UN-Charta dazu bewegen, sich für einen Waffenstillstand in Gaza einzusetzen, kann das in und von Jerusalem vor dem Hintergrund seines Verhaltens in den vergangenen zwei Monaten gar nicht anders bewertet werden als ein weiterer dreister Affront des portugiesischen UN-Diplomaten.

Seine Aufforderung an die Mitglieder des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, »darauf zu drängen, eine humanitäre Katastrophe« in Gaza »zu verhindern«, ist weiterer Ausdruck der beschämenden Einseitigkeit António Guterres’, seiner antiisraelischen Voreingenommenheit. Und de facto ist sie eine Parteinahme für eine Hamas, deren notwendige Bekämpfung und Zerschlagung sie zu kriminalisieren und dadurch zu sabotieren versucht.

Raunen über Israel

Vor vier Jahren schaffte es Christoph Heusgen, damals UN-Botschafter Deutschlands, mit seinem antiisraelischen Abstimmungsverhalten in Gremien der Weltorganisation auf die vom Simon Wiesenthal Center in Los Angeles kuratierte Liste der zehn schlimmsten antisemitischen Vorfälle dieses Jahres. Konkreter Anlaß für die Nominierung des Diplomaten waren freilich Äußerungen, mit denen er israelische Politik und Hamas gleichsetzte.

Die Kritik aus Kalifornien schadete dem vormaligen außenpolitischen Berater Angela Merkels so wenig, wie sie insgesamt etwas am Verhalten deutscher Diplomaten bei den Vereinten Nationen änderte: In der letzten Woche dementierten die Vertreter Deutschlands im UN-»Menschenrechtsrat« mit ihrer Teilnahme an einer Schweigeminute auch für »palästinensische« Terroristen Olaf Scholz’ Geschwätz von »voller Solidarität« mit Israel.

Und selbstverständlich blieb auch Christoph Heusgen sich treu. Inzwischen leitet er die Münchner Sicherheitskonferenz, »eine Plattform für offizielle und inoffizielle diplomatische Initiativen und Ansätze, um den drängendsten Sicherheitsrisiken der Welt zu begegnen«, und erteilt in dieser Eigenschaft Jerusalem Ratschläge, das noch um eine adäquate Antwort auf das bösartigste Pogrom gegen Juden seit dem Suizid Adolf Hitlers ringt.

Thema des vom Deutschlandfunk ausgestrahlten »Interviews«, bei dem sich die Moderatorin als Stichwortgeberin zu gefallen scheint, ist eine mögliche militärische Reaktion des jüdischen Staates auf den Großangriff der islamistischen Hamas, von deren Erfolgsaussichten Christoph Heusgen nicht bloß nicht überzeugt ist, über die er vor allem aber schon erklären zu können glaubt, sie würde die Grenzen des »internationalen Rechts« sprengen.

Q.: Und nochmal zur Klarstellung, das sehen sie, diese Gefahr, daß Israel das internationale Recht jetzt bricht und Deutschland Doppelstandards anwendet?

Christoph Heusgen: Wissen Sie, ich war Botschafter bei den Vereinten Nationen, und ich kenne auch die Beteiligten. Ich glaube, die Vereinten Nationen, die sprechen diese Warnungen nicht aus, wenn sie nicht fundiert sind.

Und so geht das knapp zehn Minuten lang. Während die bestialischen Grausamkeiten der Hamas an Kindern, Frauen, Männern, ganzen Familien eine Tatsache sind, an deren Bewertung Christoph Heusgen und seine Gesprächspartnerin keinen Gedanken verschwenden, spekulieren sie über israelische Normenverletzungen, zu denen es Christoph Heusgens Ansicht nach ganz sicher kommen wird, weil »Warnungen« der UN »fundiert« seien.

Der Sicherheitsrat, das bedeutendste Gremium dieser Vereinten Nationen, auf die Christoph Heusgen sich so stolz beruft, vermochte es in einer Dringlichkeitssitzung am vergangenen Wochenende nicht, sich auf eine Resolution zu verständigen, die die Hamas für ihren Überfall verurteilt. Die Weltorganisation, die gleichzeitig bedenkenlos für getötete Terroristen schweigt, ist gewiß mindestens so vorurteilsfrei wie »Botschafter« Christoph Heusgen.

Elendszeugnis

Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt, fest steht aber bereits jetzt, daß die Kongreßwahlen in den Vereinigten Staaten am vergangenen Dienstag anders ausgegangen als vielerorts erwartet, mancherorts befürchtet und andernorts erhofft. Der vorhergesagte »rote Tsunami« ist ausgeblieben, statt Freudenfeste zu feiern »tobt« der republikanische Gottseibeiuns Donald J. Trump, wie das Boulevard wissen will.

Der gegenwärtig absehbare Ausgang der Midterms ist allerdings weniger für den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Blamage, sondern vor allem für »Experten« und deren Multiplikatoren, die mit ihren Vorhersagen die Realität deutlich verfehlten. Paßt die Praxis erneut nicht zur Theorie, drängt sich doch die Frage nach den Qualifikationen derer auf, die die »rote Welle« an alle Wände kritzelten.

Worauf beruhten all die Prognosen, die einen republikanischen Durchmarsch vorhersagten und mit ihm einen unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang? Und woher kam die Bereitschaft wohl nahezu aller Medien, auf ihrer Basis finstere Dystopien herbeizuhalluzinieren? Sind die Amerikaner unberechenbar oder ist der offenkundige »Irrtum« der »Experten« und ihrer Auftraggeber Beleg für deren Vorurteile?

Freilich, wer heute heute triumphiert, »Donald Trump tobt und schreit«, dem ist wahrscheinlich gar nicht mehr zu helfen. Wer den Ausgang der Kongreßwahlen auf die Frage reduziert, ob der Donald J. Trump gefallen könnte oder nicht, sucht nicht nach Erkenntnissen, sondern Bestätigung antiamerikanischer Ressentiments. Vom tristen Mainstream abweichende Ausnahmen bestätigen die europäische Blamage.

Feine Gesellschaft

Susanne Wasum-Rainer, die deutsche Botschafterin in Israel, hat sich am Wochenende mit Kenneth Roth getroffen, dem Geschäftsführer der »NGO« Human Rights Watch (HRW). Sie kenne, zwitscherte die deutsche Diplomatin, HRW bereits seit vielen Jahren und schätze die Organisation für ihren weltweiten »Einsatz für Menschenrechte und die Durchsetzung Internationalen Rechts«.

Repräsentanten Deutschlands machten in den vergangenen Wochen nicht gerade positive Schlagzeilen. So wurde bekannt, daß Christian Clages, Susanne Wasum-Rainers in Ramallah stationierter Kollege, in sozialen Netzwerken im Namen Deutschlands teils recht seltsamen Äußerungen Applaus spendete, Walter Lindner, der Berlin in Indien vertritt, traf sich dort mit dem Führer einer Organisation, die faschistischen Ideen anhängt.

Bei den Vereinten Nationen enthielten sich deutsche Vertreter in der vergangenen Woche bei der Abstimmung über eine zweifellos antisemitisch motivierte antiisraelische Resolution der Stimme, obgleich Außenamtschef Heiko Maas doch kürzlich vollmundig angekündigt hatte, »wir werden [uns] mit Überzeugung und Nachdruck gegen jeden Versuch stellen, Israel zu isolieren oder zu delegitimieren«.

Mit Kenneth Roth traf Susanne Wasum-Rainer nun auch nicht eben einen Freund des jüdischen Staates. Noch im vergangenen Jahr erklärte der HRW-Geschäftsführer, die Regierung der Vereinigten Staaten verfolge mit ihrem Rückzug aus dem »Menschenrechtsrat« der Vereinten Nationen eine »Israel zuerst-Strategie« (»Israel First Strategy«). Der UNHRC ist berüchtigt für seine obsessive »Kritik« an Israel.

Mit seiner Behauptung einer amerikanischen »Israel zuerst-Strategie«, so beispielsweise das Simon Wiesenthal Center damals, bediene Kenneth Roth antisemitische Vorstellungen einer jüdischen Kontrolle der Regierung in Washington, die Organisation NGO Monitor warf ihm vor, er benutze die gleiche Sprache wie David Duke, der laut Wikipedia »prominenteste Neonazi der USA«.

Ebenfalls 2018 lancierte die von Kenneth Roth geführte »NGO« über die Nachrichtenagentur Reuters einen Propaganda-Text einer Mitarbeiterin aus Gaza voller Haß auf Israel, der nur ein weiterer von schier zahllosen Belegen für die notorische Voreingenommenheit der »NGO« gegenüber der einzigen Demokratie im Nahen Osten ist. Mit ihrer Begeisterung für HRW gelingt es Susanne Wasum-Rainer mühelos, zu Christian Clages aufzuschließen.