Schlagwort: Populismus

Islamistisch-populistische Querfront: Krokodilsgeheul

Compact, das seltsame »Magazin für Souveränität«, widmet sich in seiner Juli-Ausgabe auf ganzen drei Seiten einem »neue[n] Judenhass«, dem »importierten Antisemitismus«, um schließlich zu klagen, »statt nun Ross und Reiter zu nennen [..], drucksen weite Teile der Politik herum oder packen, ganz im Sinne des herrschenden Zeitgeistes die Nazikeule aus«, was keinem Juden helfen würde.

Die Empörung des Magazins aus der ehemaligen SBZ gilt freilich allenfalls scheinbar dem Antisemitismus. Tatsächlich ist der für das Blatt nur das Vehikel, insbesondere muslimische Migranten zu stigmatisieren und den autochthonen Haß auf Juden, der sich auch gegen Israel richtet, zu verharmlosen. Eine Instrumentalisierung des Phänomens, wie sie typisch ist für neualtrechten Populismus.

Vor fünf Jahren, im September 2014, konnte man auf dem Compact-Titel einen grinsenden »Kriegsverbrecher« Benjamin Netanjahu vor einer blutverschmierten israelischen Fahne sehen, dem die rote Headline einen »Genozid in Gaza« vorwarf. Daneben stellte das Titelblatt des Hefts einen Zusammenhang her zwischen dem Tod des Politikers Jürgen W. Möllemann und dessen »Israelkritik«.

Im Heft durfte man dann ein Gespräch mit Abdallah Frangi lesen, seit Juli 2014 »Gouverneur« des Regimes in Ramallah für Gaza, der über die damals kurz zurückliegenden Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas (Operation Protective Edge) unwidersprochen behauptete, sie seien »von israelischer Seite schon lange geplant« gewesen, die »nur auf einen Anlass gewartet« habe.

Dem Gespräch mit dem Vertrauten Abu Mazens, das drei Seiten füllte, folgte unter der Überschrift »Der Kriegsverbrecher« eine Fleißarbeit über Benjamin Netanjahu, der sich als ein »Kind des Zionismus« die »willenlose Unterwerfung der Palästinenser« zum Ziel gesetzt habe und einen »Krieg gegen den Iran« anstrebe, den nur »die kriegsmüden USA« gerade noch hätten verhindern können.

Und dann fragte Yavuz Özoguz unter dem Titel »Antisemitismus als Waffe« die Leser: »Was kann der Grund dafür sein, dass einerseits die Verbrechen einer faschistischen Elite in Israel derart massiv und grausam unaufhörlich fortgesetzt werden, und sich gleichzeitig die gesamte Elite Europas und der USA hinter die Verbrechen stellt?« Yavuz Özoguz hat das Portal »Muslim-Markt« gegründet.

2012 hatte der acht Jahre zuvor wegen Volksverhetzung verurteilte islamistische Autor, der für seine Nähe zum Regime der Islamistischen Republik Iran berüchtigt ist, einen Freundschaftsbesuch in Teheran organisiert, an dem auch Jürgen Elsässer gern teilnahm, der Chef von Compact. Jenes Magazins, das heute Antisemitimus auf vom Mullah-Regime unterstützten Al-Quds-Märschen und unter Muslimen beklagt.

Billige Inszenierung

Der Abgeordnete Petr Bystron, der für die Fraktion der Partei Alternative für Deutschland (AfD) im Bundestag den außenpolitischen Sprecher gibt, hat sich mit der Frage an die deutsche Regierung gewandt, wie denn die Hauptstadt Israels heiße. »Wie heißt die Hauptstadt von Israel?« will der Parlamentarier in seiner Anfrage wissen und bittet um eine schriftliche Antwort »mit einem Ortsnamen«.

Daß Berlin Probleme damit hat, die israelische Hauptstadt klar zu benennen, ist nicht erst seit der Vorstellung des jüngsten Koalitionsvertrags ein allzu offenes Geheimnis: »Der Status von Jerusalem wird [..] erst im Zuge von Verhandlungen geklärt werden, um dauerhaft akzeptiert und haltbar zu sein«, heißt es im von den Unionsparteien und der SPD ausgehandelten Vertragswerk ausweichend.

Deshalb ist es natürlich interessant, ob die deutsche Regierung die Bitte um einen Ortsnamen ignorieren und wie sie dies gegebenenfalls begründen wird. Gleichwohl dürfte nicht mehr hinter der Anfrage des Abgeordneten stecken als die Absicht, die deutsche Regierung vorzuführen. Und das entwertet die Frage Petr Bystrons denn doch als einen allzu billigen Versuch, sich hier zu profilieren.

Die AfD versucht, sich als israelfreundliche Partei zu inszenieren. Dabei jedoch ist sie alles andere als überzeugend. Erst vor kurzem besuchten einige ihrer Abgeordneten Syrien und trafen sich dort auch mit einem Kleriker, der eine »Befreiung« Jerusalems ersehnt. Dem von Bashar al-Assad eingesetzten Großmufti verlangten sie indes nicht einmal ein Bekenntnis zum Existenzrecht Israels ab.

Und auch als eine Partei, die sich durch besondere Leistungen im Kampf gegen Antisemitismus hervortut, weiß die Alternative für Deutschland nicht eben zu glänzen: Erklärt sie im Bundestag, »Antisemitismus in jeder Form ist eine Schande«, schimpft ihr Fußvolk Kanzlerin Angela Merkel gern eine »DDR Jüdin [sic!]«. Berlin kann Petr Bystrons Anfrage nicht einfach ignorieren. Leider.