Schlagwort: Pierre Krähenbühl

Beredtes Schweigen

Vor gut einer Woche wurden schwere Korruptions-Vorwürfe einer internen Ermittlungskommission gegen die internationale Führung des »Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge«, die UNRWA, öffentlich bekannt, die in einem im letzten Dezember an UN-Generalsekretär António Guterres übergebenen Bericht erhoben werden. Aus Berlin war dazu bislang nichts zu hören.

Nachdem innert weniger Tage die Schweiz, die Niederlande und Belgien ihre Unterstützung für die UNRWA eingefroren haben, obgleich solche Schritte nach Angaben des deutschen UNRWA-Funktionärs Matthias Schmale sogar dazu beitragen, daß es in Gaza eine »Hungerkatastrophe geben [..] könnte«, ist das hartnäckig lauter werdende Schweigen der deutschen Regierung bemerkenswert.

Dabei ist das »Hilfswerk« den Unionsparteien und der SPD nicht unwichtig. In ihren Koalitionsvertrag vereinbarten sie, »in der EU eine Initiative sowohl zur ausreichenden und nachhaltigen Finanzierung als auch der Reform des Hilfswerks [zu] ergreifen«, und sagte die großkoalitionäre Regierung in Berlin für 2018 etwa 81 Millionen Euro zu, zahlte sie tatsächlich gar 160 Millionen Euro.

Steuerzahler in der Schweiz finanzierten, wie die Regierung in Bern inzwischen einräumte, Pierre Krähenbühl, dem Chef der UNRWA, in den letzten vier Jahren eine zur »persönlichen Beraterin« beförderte Geliebte und deren Reisen – »Business Class, versteht sich«. Und Pierre Krähenbühl verreiste häufig: Sein Büro in Jerusalem soll er an 28 bis 29 Tagen eines Monats nicht gesehen haben.

Im politischen Berlin – Deutschland war 2018 wichtigster Geldgeber des »UN-Hilfswerks« nach der Europäischen Union – jedoch scheint man sich selbst nach den jüngsten Enthüllungen nicht zu fragen, was genau man da so großzügig unterstützt. Forderungen nach Aufklärung sind so wenig zu vernehmen wie die versprochenen Vorschläge für Reformen der UNRWA. Das ist verantwortungslos.

Nepotismus bei der UNRWA: Funktionärsversorgungswerk

Ende 2017 ergab eine von der Regierung in Beirut gemeinsam mit dem »Amt für Statistik« des Regimes in Ramallah organisierte Bevölkerungszählung, daß im Libanon nicht ganz 175.000 »palästinensische Flüchtlinge« leben. Das »Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge«, die UNRWA, meldete damals hingegen 449.957 »registrierte Flüchtlinge«, aktuell sogar 469.555.

Wie es zu der nicht eben unauffälligen Abweichung der Angaben der UN-Agentur von den offiziellen der libanesischen Regierung (und der PA) kam und kommt, ist ein seither ungelöstes Rätsel. Die unterschiedlichen Zahlen und das Schweigen der UNRWA darüber legen aber nahe, daß am Montag laut gewordene Vorwürfe gegen das »Hilfswerk« allenfalls die Spitze eines ganzen Eisbergs sind.

Wie zunächst Al Jazeera meldete, stellen interne Ermittler vor allem der internationalen Leitung der UNRWA in einem Bericht an UN-Generalsekretär António Guterres ein vernichtendes Zeugnis aus. Von Vetternwirtschaft ist da die Rede, von Schikane und Diskriminierung zum persönlichen Vorteil, von sexuellem Fehlverhalten. Und im Zentrum der Kritik steht UNRWA-Chef Pierre Krähenbühl.

Kündigte der deutsche UNRWA-Funktionär Matthias Schmale Anfang Juli in einem Interview eine »Hungerkatastrophe« in Gaza an, sollten seiner Organisation die Mittel gekürzt oder gar gestrichen werden, zeigen die Prüfberichte, aus denen auch die Nachrichtenagentur AFP zitiert, daß das mögliche Leid von »Palästinensern« von denen, die es zu lindern vorgeben, geschickt ausgebeutet wird.

So soll für eine Freundin des aus der Schweiz stammenden Pierre Krähenbühl der Posten einer Beraterin geschaffen und »äußerst schnell« an sie vergeben worden sein. »Auf diese Weise habe sie«, so formuliert es die Deutsche Welle, den UNRWA-Chef bei Business-Class-Flügen rund um die Welt begleiten können.« Der laufenden Ermittlungen wegen verweigert die UNRWA Auskünfte.

Ist das Mandat der UN-Agentur, das übrigens noch in diesem Jahr von den Vereinten Nationen um weitere drei Jahre verlängert werden soll, darauf ausgelegt, das Problem der »Palästina-Flüchtlinge« nicht etwa zu lösen, sondern es zu verschärfen, zeigt sich nun, daß ihr Führungspersonal charakterlich offenbar bestens gerüstet ist, die Erfüllung dieser Aufgabenstellung zu gewährleisten.

Daß die Schweiz in einer ersten Reaktion ihre Unterstützung der UNRWA ausgesetzt hat, wird man bei dem »Hilfswerk« mit Achselzucken zur Kenntnis nehmen. Die für 2019 zugesagten Zahlungen sind überwiesen. Und falls wieder Bedarf besteht, wissen Pierre Krähenbühl & Co. aus Erfahrung, wie sich mit Schreckensszenarien und Antiamerikanismus weitere Unterstützung mobilisieren läßt.

Sprücheklopfer

Der deutsche Sozialdemokrat und Hobby-Demograph Heiko Maas hat sich am Dienstag via Twitter zum Sprecher einer offenbar unerhörten »große[n] Mehrheit in unserem Land« erklärt und diese mit dramatischen Worten ermahnt, »seien wir nicht nur lauter [als Hass], sondern stellen wir uns jeder Form von Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung auch entgegen. Jeden Tag, überall.«

Der nebenher auch als Außenminister Deutschlands aktive Politiker ist inzwischen eher berüchtigt denn bekannt für solche und ähnliche Sprüche und Appelle, denen wohl niemand ernsthaft widersprechen möchte. Doch als gutes Gewissen Deutschlands führt Heiko Maas gleichzeitig tagtäglich vor, wie wenig Wert er seinen wohlklingenden Worten beimißt. Taten folgen ihnen nämlich nicht.

Kurz bevor der SPD-Minister am Dienstag einmal mehr dazu aufrief, Antisemitismus zu bekämpfen, zitierte beispielsweise der seinem Auswärtigen Amt unterstellte Diplomat Christian Clages als Repräsentant Berlins in Ramallah Pierre Krähenbühl, den UNRWA-Chefs in Gaza: »Der Unterschied zwischen Gaza und einem Gefängnis ist, daß dessen Insassen die Höhe ihrer Strafe kennen«.

Der deutsche »Botschafter« beim Unrechts-Regime von Ramallah machte sich damit einen von Antisemiten in aller Welt gern gegen Israel vorgetragenen Vorwurf zu eigen, den auch Pierre Krähenbühl so und gewiß nicht als Kritik an der in Gaza herrschenden Hamas gemeint hat. Doch wo war, wo ist nun der aufrechte Heiko Maas, der sich diesem Antisemitismus stellt, »jeden Tag, überall«?

Christian Clages wird mit Sicherheit auch morgen noch Deutschland bei der PLO vertreten. Und wie er und Heiko Maas zur UNRWA Pierre Krähenbühls stehen, macht der Blick in die Spenderliste der Organisation klar: Nach dem Ausstieg der USA aus ihrer Finanzierung lautet die Frage nur noch, ob Deutschland allein oder als Teil der EU als großzügigster Sponsor genannt werden wird.