Schlagwort: Daesh

Abrißhilfe

An ihren Taten wollte Annalena Baerbock die neuen Herrscher in Damaskus messen, und weil sie sich berufen fühlte, für die gesamte EU zu sprechen, obgleich sie bloß deutsche Außenministerin ist, kündigte sie gar an, Europa werde »nicht Geldgeber neuer islamistischer Strukturen sein«. Doch obwohl sie islamistische Geschlechterapartheid erlebte bei ihrem Besuch im »befreiten« Syrien, sagte sie nun 50 Millionen Euro für dessen »Aufbau« zu.

Unterdessen hat auch abseits verweigerter Handschläge und verpixelter Photos Annalena Baerbocks längst begonnen, was sie nicht finanzieren will: Mit der Überführung der islamistischen Terrororganisation HTS in die syrische Armee werden, wie Experten warnen, auch Daesh-Angehörige, unter ihnen wahrscheinlich selbst deutsche Terroristen, in die neuen Streitkräfte des Landes aufgenommen. Die HTS selbst ist aus Al-Kaida hervorgegangen.

Nach einem nationaler (Wieder-)Aufbau sieht das allerdings nicht aus, noch weniger nach »Mäßigung«: Al-Kaida- oder Daesh-Terroristen geht es nicht um ein prosperierendes Gemeinwesen, sondern um den »Heiligen Krieg«. Sie sind Jihadisten, die nun militärisch ausgebildet werden können, Zugriff bekommen könnten auf jene Ausrüstung und Waffen der Armee des Blutsäufers Bashar al-Assad, die Israel (noch) nicht zerstören konnte.

Auch damit freilich hatte Jerusalem sich den Zorn der geschäftsführenden deutschen Außenministerin zugezogen: Im Dezember empörte sich Annalena Baerbock über »Verletzungen« der »territorialen Integrität« Syriens, als israelische Streitkräfte dessen Flotte versenkt und militärische Forschungseinrichtungen sowie Waffenvorräte seiner Armee zerstörten. Wie es scheint, sucht die feministische Außenpolitik konsequent die Nähe zur falschen Seite.

Nachhaltiger Menschenrechtsaktivismus

Im September 2010 war schnellstes Handeln gefragt: Oussama Atar, wollten »Menschenrechtsaktivisten« erfahren haben, erleide in einem irakischen Gefängnis schlimmste Qualen. »Oussama Atar, ein 26 Jahre alter belgischer Staatsangehöriger«, verkündeten sie, »benötigt im al-Rusafa-Gefängnis dringend medizinische Versorgung«. »Amnesty International«, lautete ihre mitfühlende Ferndiagnose, »fürchtet um seine Gesundheit«.

Oussama Atar, teilten die »Menschenrechtsaktivisten« in ihrem Aufruf mit, sei seit sechs Jahren inhaftiert, verbüße eine zehnjährige Strafe für das »illegale Überqueren der syrisch-irakischen Grenze«. »Oussama Atar hat einen Tumor in der Niere und muß [..] dringend behandelt werden.« Es stimmte, wie sich später zeigen sollte, wenig an der Geschichte. Richtig allerdings war, daß Oussama Atar im Irak im Gefängnis einsaß.

Unterschlagen hatte Amnesty International, daß der »belgische Staatsangehörige« mit freilich marokkanischen Wurzeln weniger wegen eines illegalen Grenzübertritts zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, sondern als Daesh-Jihadist, der über Verbindungen zu Abū Bakr al-Baghdādī verfügte, den Herrscher des »Islamischen Staates«, den Terroristen wie Oussama Atar zeitweilig auf irakischem und syrischem Gebiet etabliert hatten.

Der öffentliche Druck jedenfalls, den Amnesty International mit der Kampagne für Oussama Atar aufgebaut hatte, wirkte: Die belgische Regierung erreichte 2012 seine Freilassung, der Jihadist konnte nach Europa zurückkehren. Im folgenden Jahr soll er Belgien in Richtung Tunesien verlassen haben, wo er erneut als Jihadist verhaftet und zeitweilig inhaftiert wurde. Von Tunesien gelangte er in die Türkei, wo er untertauchte.

Im November 2015 überfielen islamistische Selbstmord-Attentäter die Konzerthalle »Bataclan« in der französischen Hauptstadt Paris. Bei ihrem brutalen Massaker ermordeten die 20 Daesh-Terroristen 130 Menschen und verletzten Hunderte. Als einen wichtigen Hintermann des Anschlags machten die Behörden Oussama Atar aus. Er soll das Blutbad, an dem auch ein enger Verwandter beteiligt war, von Syrien aus organisiert haben.

Nach 148 Verhandlungstagen endete im Juni 2022 der Prozeß gegen 20 Islamisten, die auf verschiedene Weise an dem Überfall in Paris beteiligt waren. Der Hauptangeklage, das einzige überlebende Mitglied des Daesh-Kommandos, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, die weiteren Angeklagten, unter ihnen Oussama Atar, erhielten kürzere Haftstrafen. Amnesty International wies derweil gegenüber CNN jede Mitverantwortung zurück.

Mitschuld

Nach gleichwohl vorläufigen Angaben sind bei den terroristischen Anschlägen mitten im Chaos um den Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul inzwischen 108 Menschen ermordet worden, unter ihnen mindestens 13 amerikanische Soldaten. Die Verantwortung für das blutige Massaker, bei dem weit auch über 100 Menschen verletzt wurden, hat ein afghanischer Ableger der Daesh übernommen.

Mitverantwortlich sind freilich auch jene, die durch ihre überstürzte Flucht vor den Taliban mit für die Lage um den Flughafen von Kabul gesorgt haben. Konnte Präsident Joe Biden der amerikanische Abzug aus Afghanistan gar nicht schnell genug gehen, hat er damit die Voraussetzungen für die Anschläge geschaffen, die als einer der blutigsten Angriffe auf US-Soldaten der letzten Jahrzehnte gelten.

Die Anschläge führen zugleich anschaulich vor, vor welchem Gegner die nach Afghanistan entsandten westlichen Soldaten mit ihrem »Abzug« tatsächlich die Flucht ergriffen haben. Die Taliban mögen weitgehend wehrlose Mädchen und Frauen drangsalieren können, für Sicherheit vor zumal von Sicherheitsdiensten und in Medien angekündigten Terrorakten können sie ganz offensichtlich nicht sorgen.

War es tatsächlich nötig, Afghanistan diesen Talibärten zu überlassen, in Panik vor ihnen die Flucht zu ergreifen? Hätten diese Islamisten es gewagt, die offene Auseinandersetzung mit NATO-Truppen zu suchen? Die mörderischen Angriffe auf den Flughafen Kabul führen den ganzen Irrsinn dieses »Abzugs« vor, des würdelosen Verrats, den der Westen mit ihm an der afghanischen Bevölkerung begeht.